Milliardenschwere Billigflieger
Die irische Fluglinie Ryanair steht für Billigflüge, Preiskämpfe und Kostentricks. 1984 gegründet, hat sie im Jahr 2016 einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erzielt. Das sind fast drei Milliarden Euro mehr als noch im Jahr 2011. Dem Konzern geht es wirtschaftlich gut: im November hat die Fluglinie das Ziel ausgewiesen, die Lufthansa als Airline mit den meisten Passagieren in Europa abzulösen.
Trotzdem rückt das Geschäft mit den Flügen selbst nun in den Hintergrund. Ganz überraschend ist das nicht, denn für Ryanair liegt das große Geld nicht im eigentlichen Ticketverkauf, sondern in den Angeboten, die zusätzlich zu den Flugtickets gebucht werden können. Dazu gehören Angebote wie Mietwagen oder Hotelbuchungen.
Von 100 Euro Umsatz, die Ryanair mit Nebenverkäufen macht, sind 50 bis 90 Euro reiner Gewinn. – Rüdiger Kiani-Kreß, Wirtschaftswoche
Weil diese Vermittlung von Versicherungen, Mietwagen und Hotelzimmern für die Fluglinie so attraktiv ist, soll das Angebot jetzt im großen Stil erweitert werden. Ryanair plant, ein Portal ähnlich der Branchengröße Booking.com auf den Weg zu bringen. Bleibt die Frage, was die Iren auf dem übersättigten Markt anzubieten haben.
Umbruch der Reisebranche?
Ryanair setzt auf das, was derzeit viele Industrien auf den Kopf stellt: Big Data. Das Ziel der Fluglinie ist, die Daten ihrer Kunden gleich so auszuwerten, dass das Reiseportal ihnen bis ins Detail individualisierte Angebote machen kann. Fußballfans erhalten dann zum Beispiel Angebote zu Spielen ihres Vereins in internationalen Turnieren – natürlich mit passenden Flug-Tickets.
Um sich in der Reisebranche weiter zu etablieren, wird der Konzern nicht nur auf Big Data, sondern auch auf altbewährte Strategie setzen: den Preiskampf. Das könnte die bislang etablierten Reiseveranstalter vor Probleme stellen.
Rüdiger Kiani-Kreß von der Wirtschaftswoche hat Ryanair am Dubliner Hauptsitz besucht. Was er über die Pläne der Iren erfahren hat, erklärt er im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Lucas Kreling.