Wüstenstrom, frisch gezapft aus der Sahara nach Deutschland und ins restliche Europa – so sah sie aus, die Vision des Stromprojektes Desertec. Doch nun erreicht uns die ernüchternde Nachricht: Der Traum vom Wüstenstrom scheint ausgeträumt, Desertec steht vor dem Aus.
Hoffnungsträger Desertec
Dabei klang die Idee für viel sehr gut: In den Wüstengebieten Nordafrikas ist die Sonneneinstrahlung weit intensiver als hierzulande – theoretisch kann sogar mehr Strom erzeugt werden als gebraucht wird. Da Wärmeenergie zwischengespeichert werden kann, wäre so eine kontinuierliche Stromversorgung gesichert.
Investoren verließen das Projekt
Viele weltweit agierende Konzerne ließen sich vom Konzept Desertec mitreißen, darunter Bosch, Eon und Siemens. Doch die drei Unternehmen verließen die Wüstenstrominitiative im vergangenen Jahr oder zuvor. Die verbliebenen Firmen, unter denen auch die deutschen Unternehmen RWE, MunichRe und die Deutsche Bank sind, konnten sich derweil nicht auf ein Zukunfstkonzept von Desertec einigen. Laut der Süddeutschen Zeitung ist jedoch aus Gesellschafterkreisen zu vernehmen, dass es mit dem Projekt nicht so weiter gehen kann wie bisher.
Die Zeit drängt
Dafür, dass sich der Konzernzusammenschluss auf ein gemeinsames Konzept einigt, wird es jedoch langsam Zeit. Denn Ende des Jahres laufen bestehende Veträge mit Gesellschaftern und anderen Partnern des Projekts aus. Einzig eine kräftige Finanzspritze von gut zwei Millionen Euro könnte nun noch das Überleben des Projektes sichern. Darüber, wie es weitergehen soll, wollen die Gesellschafter Anfang kommender Woche im Rahmen der Desertec-Jahreskonferenz in Rom sprechen.
Wir haben mit Henrik Paulitz über die Schwächen des Projektes gesprochen und über Möglichkeiten, wie es vielleicht doch weitergeht. Paulitz ist Energie-Experte der Ärzteorganisation „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ und hat das Projekt schon kurz nach seinem Start kritisiert.