Bauernproteste in Indien
Mit so viel Gegenwind hat die indische Regierung wohl nicht gerechnet: Seit Monaten demonstrieren in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi Hunderttausende gegen eine Reform des Agrarsektors. Bisher haben indische Bäuerinnen und Bauern ihre Produkte zu festgelegten Mindestpreisen an Zwischenhändler verkauft. Das neue Gesetz sieht vor, dass sie direkt mit Agrarunternehmen und Supermärkten verhandeln. Die indischen Bäuerinnen und Bauern sind überzeugt: Die Reform nützt den großen Konzernen und schadet den Menschen, die auf dem Feld arbeiten und auf den Verkauf ihrer Produkte angewiesen sind.
Indiens Landwirtschaft in der Krise
Die Bauernproteste sind nicht die erste Krise der indischen Landwirtschaft. Schon vor den neuen Agrargesetzen ging es vielen Bäuerinnen und Bauern im Land schlecht. Die Wirtschaftsorganisation OECD hat ausgerechnet: Ein indischer Bauer verdient im Schnitt nur ein Drittel von dem, was andere indische Haushalte verdienen. Dazu kommt, dass rund die Hälfte der indischen Bäuerinnen und Bauern verschuldet sind — und jetzt kommt auch noch die Corona-Krise hinzu. Die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sind so schlecht, dass sie in den letzten Jahren zu einer Suizidwelle unter Inderinnen und Indern geführt haben, die in der Landwirtschaft arbeiten. Von ihnen haben manche so wenig Land, dass sie gar keine Produkte verkaufen können.
Haben alle indischen Bäuerinnen und und Bauern ein gemeinsames Ziel? Das fragt detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang Clemens Jürgenmeyer. Er ist Sozialwissenschaftler am Arnold-Bergsträsser-Institut der Universität Freiburg. Außerdem erzählt die Leiterin des ARD-Studios in Neu-Delhi, Sabine Licht, wie gerade die Stimmung unter den Demonstrierenden ist.