Kommt es zu einer Freigabe für Impfpatente?
Die Idee ist keine Neue. Die Patente für Corona-Impfstoffe sollen zeitweise aufgehoben werden, damit auch ärmere Länder davon profitieren können. Indien und Südafrika fordern das schon seit längerer Zeit. Nun hat sich auch die USA dafür ausgesprochen. Die Europäische Union und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel haben sich allerdings skeptisch gezeigt. Impfpatente freizugeben, würde das Problem nicht lösen. Dem schließen sich viele Ökonomen an: der Impfstoffmangel hätte andere Gründe.
Dass etwas getan werden muss, ist allen Seiten bewusst. Während in Deutschland die Inzidenz Tag für Tag sinkt, hat die Corona-Pandemie Länder wie Indien noch immer fest im Griff. Wenn die Welthandelsorganisation (WTO) also entscheiden sollte, dem Vorschlag des US-Präsidenten zu folgen, bekämen solche Länder die Möglichkeit, selbst Impfstoffe zu produzieren. Ein Vorteil in der sonst so ungerechten Verteilung von Medikamenten zwischen armen und reichen Ländern.
Lizenzen statt Patentfreigabe?
Ein guter Mittelweg könnte hier der Erwerb von Lizenzen sein. Staaten könnten dadurch besagte Technologien und Produkte verwenden, diese blieben aber in der Hand der Konzerne. Die Pharmaindustrie hätte weiterhin wirtschaftliche Anreize für Forschung und Entwicklung, so die Idee. Ob dies der goldene Mittelweg ist, bleibt fraglich. Fest steht: viele Staaten brauchen jetzt eine Lösung, um mit wachsenden Infektionszahlen zurechtzukommen und einen Ausweg aus der Pandemie zu finden. Die Entscheidungen der WTO werden den weiteren Verlauf maßgeblich entscheiden.
detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt spricht mit Jörg Schaaber. Er ist Diplom-Soziologe und Gesundheitswissenschaftler bei der BUKO Pharma-Kampagne, die sich für eine Aufhebung von Patenten einsetzt. Was gegen die Patentfreigabe spricht, diskutiert er mit dem Ökonomen Paul Hünermund von der Business School Kopenhagen.