Japans Nullzinspolitik
Um die Wirtschaft anzukurbeln und Investitionen zu erleichtern, hat die japanische Zentralbank den Leitzins seit den 1990er Jahren gesenkt. Für den japanischen Staat war es daher sehr günstig, Schulden aufzunehmen und ein Konjunkturprogramm nach dem anderen anzuschieben. Ende der 1990er Jahre lag der Leitzins dann schließlich bei null Prozent und wird seitdem so gehalten. Das nennt sich die Nullzinspolitik. Seit letztem Jahr ist die Inflationsrate in vielen Ländern gestiegen, eine Folge der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine. Besonders die Preise für Energie und Lebensmittel sind stark gestiegen. Das gilt inzwischen auch für Japan.
Wie sieht das in Europa aus?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ähnlich zu Japan eine Niedrigzinspolitik geführt, um einer Deflation vorzubeugen. Jetzt steigen gerade die Preise im Laufe der Inflation, weswegen viele Banken und auch die EZB die Zinssätze anpassen und sie erhöhen. Im Fall der EZB um 0,25 Prozent. Die japanische Zentralbank hingegen möchte weg von der Deflation und hin zur Inflation – unter anderem Aufgrund der Staatsschulden und der Konzentration Japans auf den Export, dem ein schwacher Yen mehr nützt. Aus diesem Grund bleibt Japans Nullzinspolitik bestehen.
Was bringt die Nullzinspolitik und wie wirkt sie sich auf Japan aus? Das hat detektor.fm Franz Waldenberger gefragt. Er ist Direktor am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo.