In Großbritannien herrscht gerade Benzinknappheit. „Sorry no fuel“ – das lesen viele britische Autofahrerinnen und -fahrer in diesen Tagen, wenn sie ihren Tank auffüllen möchten. Der Mangel an Sprit besorgt viele Menschen. Denn ob es der Weg zur Arbeit ist oder die Fahrt eines Krankenwagens: Es braucht Kraftstoff für diese Strecken und der ist momentan knapp.
Benzin ist da, aber die Fahrer fehlen
Grund für die Knappheit sei nicht der mangelnde Kraftstoff, sondern die fehlenden LKW-Fahrerinnen und -Fahrer, die ihn an die Tankstellen bringen. Durch den Brexit hat sich der Zugang zum britischen Arbeitsmarkt für die Arbeitenden aus dem Ausland deutlich geändert. Die Visa-Anträge sind nun unter anderem teurer und insgesamt deutlich umständlicher als zuvor. Für viele LKW-Fahrerinnen und -Fahrer, die oft aus dem ost-europäischen Raum einreisen, ist Großbritannien deshalb kein attraktiver Arbeitsstandort mehr. Der Branchenverband Road Haulage Association schätzt, dass rund 100 000 LKW-Fahrerinnen und -Fahrer in Großbritannien fehlen.
Johnson will LKW-Fahrer zurückgewinnen
Premierminister Boris Johnson hat am vergangenen Wochenende angekündigt, 5 000 Arbeitsvisa an LKW-Fahrerinnen und -Fahrer auszustellen, um dem „Fahrkräftemangel“ entgegenzuwirken. Die Visa sollen für drei Monate gültig sein. Dieses vermeintliche Entgegenkommen der britischen Regierung wird stark kritisiert. Es heißt, dass die Dauer des Visums zu kurz sei, um Menschen zu motivieren, einen neuen Job im Ausland anzutreten. Allerdings könne man den Schritt der britischen Regierung als Bereitschaft verstehen, die Einwanderungspolitik aufzulockern und vom strikten Migrationskurs abzuweichen. Johnsons Regierung hat eine Ausnahme in der aktuellen Arbeitsmigrationspolitik bisher immer vehement abgelehnt.
Ist es für Johnson und seine Regierung jetzt also an der Zeit, die Einwanderungspolitik zu ändern? Wie können sie sonst auf den aktuellen Notstand reagieren? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta mit Ulrich Hoppe, dem Geschäftsführer der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer, und mit Gerhard Dannemann, Direktor des Großbritannien-Zentrums der Humboldt-Universität Berlin.