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Müssen innovative Medikamente teuer sein?

Hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung – so begründen Pharmakonzerne horrende Arzneimittelpreise. Aber müssen innovative Medikamente automatisch teuer sein? Wir fragen nach.

Tausend-Euro-Pillen und Millionen-Spritzen

2014 hat der US-amerikanische Pharmakonzern Gilead die Therapie von Hepatitis C revolutioniert. Das neue Medikament Solvadi erreichte Heilungsraten zwischen 96 und 100 Prozent – so etwas hatte es in der Hepatitis-Behandlung noch nie gegeben. Genauso wie den Preis der sogenannten „1000-Euro-Pille“: Eine komplette Therapie kostete anfangs 60.000 Euro. Begründet wurde das vor allem mit den hohen Kosten für Forschung und Entwicklung. Durch die bessere Behandlung von Hepatitis-Patienten müssen weniger kostspielige Nachfolgebehandlungen bezahlt werden.

Einen neuen Rekord stellte Anfang dieses Jahres das Medikament Zolgensma des Schweizer Pharmakonzerns Novartis auf. Mehr als zwei Millionen Dollar kostet eine Spritze, die das Leben von Neugeborenen mit einem seltenen Gendefekt retten kann. Novartis erklärt den stolzen Preis vor allem mit den begrenzten Produktionskapazitäten: Zolgensma könne bislang nur in den USA produziert werden und die Herstellung sei sehr zeitaufwändig.

Wir haben seit 2011 eine hervorragende Regulierung der Preise für neue Arzneimittel.

Prof. Dr. Ulrich Schwabe, Arzneimittelkomission der deutschen Ärzteschaft

Alles nur Marketing?

Laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIDO) wurden patentgeschützte Arzneimittel in den letzten Jahren zu immer höheren Preisen auf den Markt gebracht. Spiegelt diese Entwicklung also lediglich die immer teureren und zeitaufwändigeren Entwicklungs- und Produktionsverfahren wider? Kritiker wie die pharmakritische Ärzte-Initiative „Mein Essen zahle ich selbst!“ (MEZIS) hegen daran begründete Zweifel.

Wir denken nicht, dass die Kosten von Medikamenten irgendetwas mit Forschungs- oder Produktionskosten zu tun haben. Die Pharmaindustrie nimmt, was sie kriegen kann.

Dr. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS

MEZIS zufolge investieren die großen Pharmaunternehmen doppelt so viel in Marketing- und Lobbymaßnahmen ihrer Produkte wie in deren Entwicklung. Ein Ungleichgewicht, für das Patienten mit ihren Versicherungsbeiträgen zahlen. Denn neu eingeführte patentgeschützte Arzneimittel machen zwar nur 6,4 Prozent des Umsatzes in Apotheken aus, dafür aber fast die Hälfte der Gesamtausgaben der Krankenkassen für Medikamente.

Wie Arzneimittelpreise in Deutschland gesetzlich geregelt sind, weiß Prof. Dr. Ulrich Schwabe von der Arzneimittelkomission der deutschen Ärzteschaft. Außerdem erklärt Dr. Christiane Fischer von MEZIS detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde im Gespräch, warum sie die Preise neuer Medikamente überhöht findet.

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