Retourenweltmeister
Beim Onlinehandel belegt Deutschland den zweiten Platz. Nur in China werden mehr Pakete pro Kopf bestellt. In einer Disziplin ist Deutschland allerdings unangefochten Weltmeister: In keinem anderen Land werden so viele Dinge bestellt, die man dann wohl doch nicht braucht. Über die Hälfte aller Pakete werden wieder zurückgeschickt, bei Textilien und Schuhen ist die Rücksendequote noch höher. Wenn man alle Retouren pro Jahr in Deutschland hintereinanderlegen würde, könnte man damit fast dreimal die Erde umrunden.
Ob Onlinehandel wirklich klimaschädlicher ist als der Einkauf beim Einzelhändler, ist dennoch nicht so leicht zu beantworten. Die vielen Retouren sind nicht nur ein logistisches Problem. Sie belasten auch die Energiebilanz des Onlinehandels. Aber: Wer online bestellt, muss nicht selbst mit dem Auto zum Laden fahren. Außerdem werden Paketzentren nicht so aufwendig beheizt und beleuchtet wie Geschäfte.
Die letzte Meile im Onlinehandel
Es gibt aber noch Luft nach oben. Das gilt für die Reduzierung von Retouren genauso wie für die Lieferung von Onlinebestellungen. Der komplizierteste Teil der Lieferkette ist die sogenannte letzte Meile, also der Weg des Pakets vom letzten Umschlagzentrum in den Briefkasten oder an die Haustür. Hier tüfteln Logistikforscher an neuen Strategien. Es geht zum Beispiel darum, ob Gebiete nur noch von einem Paketdienstleister beliefert werden, ob die Pakete die letzten Meter nicht per Lastenrad zurücklegen sollten und ob zentrale Abholstellen wie Packstationen bessere Lösungen sind.
Über die Klimafreundlichkeit des Onlinehandels sprechen wir mit Till Zimmermann von der Ökopol GmbH – Institut für Ökologie und Politik. Zimmermann leitet im Auftrag des Umweltbundesamtes ein Projekt zur Ökologisierung des Onlinehandels. Im Studiogespräch mit Nadja Häse klären wir außerdem, warum Retouren ein Klimaproblem sind.