Öl, Kohle und Gas
Trotz aller Sanktionen nimmt Russland immer noch viel Geld durch Öl-, Kohle- und Gasexporte ein. Viele Länder außerhalb Europas und Nordamerikas beteiligen sich nicht an den Sanktionen und einige der größten Volkswirtschaften der Welt sind abhängig von russischen Energielieferungen. Die Inflation ist zwar auch in Russland enorm hoch, scheint aber leicht zurückzugehen und der Rubel ist so stark wie lange nicht mehr. Trotzdem werden in letzter Zeit immer wieder Warnungen laut, dass das Land schon Ende Juni auf eine Staatspleite zusteuern könnte.
Das liegt daran, dass Ende Mai die US-amerikanische Behörde Office of Foreign Assets Control (OFAC) aufgehört hat, Zahlungen der russischen Zentralbank weiterzuleiten. Wer also eine Staatsanleihe Russlands besitzt, hat dafür keine Zinsen mehr bekommen – obwohl Russland zahlen könnte. Seitdem hat das Land 30 Tage Zeit, um das Geld nachzuzahlen.
Was würde eine Staatspleite bedeuten?
Diese Nachfrist läuft nun ab, ohne dass Russland seine Schulden beglichen hat – das Land würde bald auf internationaler Bühne als technisch insolvent gelten. Damit wäre eine Reihe von Problemen verbunden: Russland würde als kreditunfähig gelten, die Gläubiger könnten vor Gericht ziehen, Russlands Auslandsvermögen beschlagnahmen und es wäre langwierig und kostspielig, das Land wieder liquide zu machen.
Fachleute gehen davon aus, dass Russland gegen die Entscheidung der OFAC vor einem US-amerikanischen Gericht klagen wird und somit zumindest die Entscheidung über die Zahlungsfähigkeit noch länger hinauszögert. Ein solcher Rechtsstreit könnte Jahre dauern.
Über die Bedeutung einer drohenden russischen Staatspleite und deren Auswirkungen spricht detektor.fm-Moderator Lars Feyen mit Rolf J. Langhammer. Er ist Handelsökonom am Kiel Institut für Weltwirtschaft.