Spendenknick 2023
Nach zwei Rekordjahren hat die Spendenbereitschaft der Deutschen 2023 wieder abgenommen. Bis September dieses Jahres sind insgesamt 3,2 Milliarden Euro an Spenden eingegangen, bis Ende des Jahres erwartet der Deutsche Spendenrat insgesamt ein Volumen von rund fünf Milliarden Euro. Damit ist die Spendenbereitschaft der Deutschen wieder auf dem Niveau der Vor-Pandemie-Jahre angekommen. Im vergangenen Jahr hatte der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine noch zu einem Rekordspendenaufkommen geführt, 2021 hatte die Flut im Ahrtal ebenfalls viele Spenden mobilisiert. Sorgen macht dem Spendenrat weniger das Gesamtvolumen als vielmehr die niedrige Zahl der Spenderinnen und Spender: Zuletzt hatten 2005 so wenige Deutsche überhaupt eine Spende geleistet.
Arme spenden mehr als Reiche
Die Lücke zu den Vorjahren könnten die vermögenden Deutschen schließen. Ohnehin spenden Reiche in Deutschland relativ gesehen weniger als Arme. Wenn die zehn Prozent der Menschen mit dem geringsten Einkommen spenden, geben sie prozentual doppelt so viel aus wie die zehn Prozent der Menschen mit dem höchsten Einkommen. Das ist schon deshalb erstaunlich, weil die Gruppe der Gutverdienenden und Hochvermögenden tendenziell älter und zufriedener ist — beides Faktoren, die eigentlich mit einer hohen Spendenbereitschaft korrelieren.
In dieser Folge „Zurück zum Thema“ ist der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Marcel Fratzscher zu Gast. detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann spricht mit ihm über Gründe für den Spendenknick, die blinden Flecken des Sozialstaats und die Frage, ob Steuern die besseren Spenden sind.