Am 18.06.2020 fällt die Aktie des Finanzdienstleisters und DAX-Unternehmens Wirecard um mehr als 60 Prozent. Der Grund: Die Wirtschaftsprüfer Ernst & Young haben festgestellt, dass in der Jahresbilanz knapp zwei Milliarden Euro zu viel ausgewiesen waren. Dieses Geld ist bis heute verschwunden. In der Folge musste Wirecard Insolvenz anmelden. Der damalige Vorstandschef Markus Braun ist daraufhin zurückgetreten – heute sitzt er in Untersuchungshaft.
Wer hätte es wissen müssen?
Doch der Bilanzbetrug kam nicht für alle überraschend. Journalistinnen und Journalisten von der Financial Times haben immer wieder über Ungereimtheiten und unsaubere Geschäfte von Wirecard berichtet. Trotzdem haben die Wirtschaftsprüfer Ernst & Young die Bilanzen des Konzerns anscheinend jahrelang nicht ausreichend kontrolliert. Und auch deutsche Behörden stehen in der Kritik: allen voran die deutsche Finanzaufsicht BaFin und die Wirtschaftsprüferaufsicht. Ihnen wird nicht nur vorgeworfen, dass sie nicht gründlich gearbeitet, sondern Wirecard sogar geschützt haben.
Befragung der Bundesregierung
Zur Arbeit der Behörden im Fall Wirecard wurden in einem Untersuchungsausschuss auch Mitglieder der Bundesregierung befragt. Besonders relevant sind dabei die Aussagen von Finanzminister Olaf Scholz (SPD), dem die BaFin untersteht, und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der für die Wirtschaftsprüferaufsicht zuständig ist. Mit der Befragung von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag, den 23.04.2021 endet der Untersuchungsausschuss.
Wir haben uns deshalb gefragt: Wie viel hat der Untersuchungsausschuss im Fall Wirecard gebracht?
Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Tina Küchenmeister mit Benedikt Becker. Er ist Journalist bei der Wirtschaftswoche und hat den Ausschuss live vor Ort begleitet. Außerdem redet sie mit Cansel Kiziltepe, sie ist Bundestagsabgeordnete der SPD, Finanzexpertin und Mitglied im Wirecard-Untersuchungsausschuss.