Neuseeland: Hunderte gestrandete Wale
An der Landzunge „Farewell Spit“ im Norden der neuseeländischen Südinsel sind in den letzten Tagen etwa 400 Grindwale gestrandet. Hunderte Helfer waren damit beschäftigt, die sterbenden Tiere mit Wasser zu übergießen, damit sie nicht austrocknen. Gleichzeitig versuchten sie, die Tiere zurück ins Meer zu schieben und weitere Wale am Stranden zu hindern.
Trotz aller Bemühungen sind am nächsten Tag weitere 200 Wale angespült worden. Von den insgesamt 650 Meerestieren konnte etwa die Hälfte gerettet werden, 350 starben.
650 #PilotWhales beached in #NewZealand 3-biggest #stranding. ~350 died, >300 swam away or refloated by #volunteers: https://t.co/1JX63qimOipic.twitter.com/gY2ZXdA2CX
— WDC (@WHALES_org) 12. Februar 2017
Aber warum verlieren Wale überhaupt die Orientierung und schwimmen in seichtes Gewässer? Darauf hat die Wissenschaft bislang keine eindeutige Antwort. Theorien gibt es jedoch einige. Die Herde könnte einem verletzten Wal folgen oder möglicherweise durch Unterwassergeräusche irritiert werden.
Eine Hypothese ist, dass sich ein Leittier verschwommen hat und letztlich aus dem Gebiet, in dem die Tiere stranden, keine verwertbaren Informationen darüber bekommt, dass es hier immer flacher wird. – Dr. Boris Culik, Meeresbiologe
Immer schon und überall
Walstrandungen kommen häufiger vor. So finden sich Aufzeichnungen darüber, dass an der deutschen Küste vermehrt Pottwale stranden, wenn man Polarlichter beobachten kann. Daraus haben Wissenschaftler vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel den Schluss gezogen, dass die Orientierung der Tiere gestört wird, wenn sich das Erdmagnetfeld verschiebt.
Aber nicht alles lässt sich auf Naturphänomene zurückführen. Auch wir Menschen sind offenbar für Strandungen verantwortlich: Unterwasserlärm etwa von Booten oder militärischen Sonargeräten kann demnach zu Beeinträchtigungen der Orientierung und Kommunikation der Tiere führen. So tauchten nach NATO-Manövern an verschiedenen Stränden die Leichen von Schnabelwalen auf, die von der sogenannten Taucherkrankheit betroffen waren. Es haben sich Gasbläschen in den Blutgefäßen gebildet, die die Blutversorgung unterbrochen haben.
Grundsätzlich sind Massenstrandungen von Walen nicht häufiger geworden. Tatsächlich ist man durch die weltweite mediale Vernetzung nur besser über solche Ereignisse informiert.
Wir sind jetzt besser vernetzt, man hört natürlich mehr über solche Fälle heutzutage. Es gibt mehr Leute, die sich für Wale interessieren, als, sagen wir mal, vor 30, 40 Jahren. – Dr. Boris Culik
Doch stellt sich die Frage, was genau die Walstrandungen auslöst und was man dagegen machen kann. Darüber hat detektor.fm-Moderator Eric Mickan mit Prof. Dr. Boris Culik gesprochen. Er ist Meeresbiologe und forscht seit langem zu verschiedenen maritimen Tieren, unter anderem Walen und Pinguinen.