Was ist das Anthropozän?
Seit 2001 wird der Begriff „Anthropozän“ in der Wissenschaft diskutiert. Ins Gespräch gebracht hat ihn der Atmosphärenchemiker Paul J. Crutzen mit seinem Artikel „Geologie der Menschheit„. Darin vertritt er die Ansicht, dass das Holozän, was wir bis dato als Begriff für unser Erdzeitalter nutzten, nicht mehr hinreichend sei. Das Holozän beginnt mit der letzten Eiszeit und zieht sich eigentlich bis in unsere Gegenwart. Crutzen meinte jedoch, dass unser erdsystemischer Zustand nach einem neuen Wort verlange, erklärt Benjamin Steininger vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Wörtlich übersetzt bedeutet Anthropozän “das vom Menschen gemachte Neue“.
Bereits mit der Industrialisierung wurde der Mensch zu einer geologischen Kraft. Jedoch sprechen Geologinnen und Geologen erst seit den 1950er-Jahren von einem neuen Zeitalter. Denn seitdem sind die stärksten Veränderungen durch den Menschen auf der Erde spürbar.
Diskussion des Begriffs
Der Begriff des Anthropozän ist umstritten. Er legt nahe, dass die gesamte Menschheit gleichermaßen verheerend die Geologie des Planeten beeinflusse, sagt Benjamin Steininger und fügt hinzu, dass der globale Westen am stärksten unsere Ökosysteme zerstöre. Deshalb würden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beispielsweise auch von dem Kapitalozän sprechen, was die kapitalistische Art zu wirtschaften in den Vordergrund stellt. Nicht die menschliche Natur führe zu den Auswirkungen, sondern der große Imperativ des Wachstums.
detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna spricht im Podcast mit Benjamin Steininger über dieses neue „Zeitalter des Menschen“. Er ist Kultur- und Medientheoretiker, Wissenschafts- und Technikhistoriker und Kurator.