Morgens Yoga, tagsüber Zeit nehmen für selbstgekochte Mahlzeiten, einen Job finden, der gut zu einem passt, viel an die frische Luft gehen, Zeit mit Menschen und alleine verbringen, wenig Alkohol trinken – aber verbieten sollen wir uns auch nichts. Das klingt anstrengend, letztendlich soll uns das alles aber helfen, ein gutes Leben zu führen. Aber was genau ist das eigentlich, ein gutes Leben? Und wie unterscheidet es sich von den Selbstoptimierungstrends der letzten Jahre? Der Renaissancegelehrte Leon Battista Alberti hat sich in seinem Werk „Über die Seelenruhe“ schon im Jahr 1440 dieser Frage angenommen – aber auch nicht als Erster. Über diese Lebensfrage streiten Philosophen nämlich bereits seit der Antike.
„Über die Seelenruhe“ – Beitrag zur Wissensvermittlung
Alberti kann als ein Universalgenie bezeichnet werden. Er kannte sich in der Mathematik, der Literatur und der Kunst aus. Mit „Della tranquillità dell’animo“, so der Originaltitel, hat Alberti einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation geschrieben. Die Werke der Renaissancegelehrten waren normalerweise auf Latein, der damals herrschenden europäischen Wissenschaftssprache, verfasst. Den gewöhnlichen Bürgerinnen und Bürgern waren diese Schriften somit nicht zugänglich. Diese Tradition durchbrach Alberti. Auch wenn seine Schrift „zu Lebzeiten nicht veröffentlicht wurde“, erklärt Hana Gründler.
Sie und ihre Kolleginnen Katharine Stahlbuhk und Giulia Baldelli machen es Alberti gleich. Sein Werk war dem deutschsprachigen Publikum lange nicht zugänglich, dank der Übersetzung von Victoria Lorini ist es nun auch auf Deutsch erhältlich. Die Kommentierung Gründlers unterstützt das Verständnis, zum Beispiel durch Erklärungen und Einordnung verschiedener Gottheiten.
Hana Gründler ist Co-Leiterin des Projekts „Ethik und Architektur“ und forscht am Kunsthistorischen Institut in Florenz. Was sie über die Frage nach dem guten Leben denkt und ob wir am Ende von Albertis Werk lernen, wie wir Seelenruhe erreichen können, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna mit ihr gesprochen.