Haare — über die Keratin-Fäden machen wir uns mal mehr und mal weniger Gedanken. Es gibt unzählige Frisuren, Schnitte, Styling- und Pflegeprodukte. Wie unser Haar aussieht, welche Textur es hat, wie es frisiert wird, beeinflusst auch, wie wir wahrgenommen werden. Haare sind damit auch politisch. Sie können Widerstand ausdrücken. Das Natural Hair Movement möchte das natürliche, also chemisch unbehandelte Haar Schwarzer Menschen und People of Color feiern.
Die CROWN-Act Bewegung
Die weiße deutsche Mehrheitsgesellschaft findet ihre Haarfrisuren und -texturen im öffentlichen Leben wieder. Schwarze Menschen und People of Color sind hingegen unterrepräsentiert und werden oft noch immer wegen ihrer natürlichen Haare stigmatisiert. Deshalb wird das Haar oft geglättet, um als zugehörig angesehen zu werden. Diese Anpassung reicht bis in die Kolonialzeit zurück, in der es Schwarzen Menschen verboten war, ihr Haar offen zu zeigen.
Menschen erfahren diese Art der Diskriminierung noch immer. In den USA wurde deshalb CROWN Act (Creating a respectful and open world for natural hair) gegründet, um sich gegen die Diskriminierung aufgrund einer Frisur und Haartextur einzusetzen. 2019 wurde durch diese Kampagne das erste Gesetz in Kalifornien verabschiedet, das diese Diskriminierungsform verbietet. Aber auch in Deutschland erleben Schwarze Menschen, dass sie wegen ihres Haars diskriminiert werden, und zum Beispiel ungefragt in ihre Haare gegriffen wird.
Fehlende Repräsentation
Das Styling krauser und lockiger Haare ist in Deutschland immer noch nicht hinreichend bekannt. Wie wird krauses Haar gepflegt? Johanna Lukate sagt, dass die meisten Menschen — egal, welchen Haartyps — sich vorstellen können, wie glatte Haare gepflegt, gewaschen, gekämmt werden. Das bekommen wir jeden Tag in der Werbung gezeigt. Wie viele Menschen der weißen Mehrheitsgesellschaft wissen, wie diese Schritte mit krausem Haar aussehen? Übrigens: Der Oscar-prämierte Kurzfilm „Hair love“ zeigt einen Schwarzen Vater, der sich um die krausen Haare seiner Tochter kümmert.
detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna spricht mit Johanna Lukate vom Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften über die „hair stories“ in ihrer Forschung, die fehlende Repräsentation krauser Haare in Deutschland und was sich gesellschaftlich noch ändern muss.