Rechte Einzeltäter und Einzeltäterinnen radikalisieren sich immer mehr online, etwa in Foren wie zum Beispiel 4chan oder 8chan. Die Moderne fordert moderne Vernetzungsmethoden. Das Internet, in dem anonym kommuniziert und gleichzeitig eine große Öffentlichkeit adressiert werden kann, ist dafür ideal. Der Austausch erfolgt schnell, teilweise live. Doch wie gehen Täterinnen und Täter online vor? Wie bauen sie sich Strukturen auf? Und wie lernen sie kollektiv voneinander?
Rechtsterrorismus
„Rechtsterrorismus ist immer rechte Gewalt“, sagt Michael Fürstenberg vom Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle, „aber nicht jede rechte Gewalt ist gleich Terrorismus“. Damit rechte Gewalt als rechter Terror klassifiziert wird, müssen verschiedene Spezifika erfüllt sein. So sind etwa rechte Terrorakte im Gegensatz zu rechter Gewalt immer geplant. Einige Einzeltäterinnen und Einzeltäter gehören, wie im Fall des Attentäters von Halle, keiner rechtsextremistischen Gruppe an. Der Terror von Rechts weist im Gegensatz zu anderen Terrorformen starke dezentrale Strukturen und eine hohe Heterogenität auf. Somit gehören die Einzeltäterinnen und Einzeltäter nicht einer Gruppe oder Organisation mit Hierarchien, sondern es finden Menschen aus verschiedenen Gruppierungen und Anhängerschaften online zusammen und bilden eine virtuelle Gemeinschaft.
Kollektives Lernen in „communities of hateful practice“
In den virtuellen Gemeinschaften lernen die Mitglieder voneinander. Ebenso wie andere Terrorgruppen mit klaren Hierarchien und Organisationsstrukturen durchlaufen sie Lernprozesse. Meist geschieht dies durch Nachahmung und Wettbewerb. Diese virtuellen Zusammenschlüsse rechtsextremer strategischer Gewalt erforscht Michael Fürstenberg und ordnet sie als communities of hateful practice ein.
detektor.fm-Moderatorin Aileen Wrozyna spricht mit ihm über Rechtsterrorismus, seine Strukturen und wie die Einzeltäterinnen und Einzeltäter kollektiv voneinander lernen.