Erst der Riss, dann der Eisberg
Ein kilometerlanger Riss hat das Larsen-C-Schelfeis in der Antarktis gespalten. Als Schelfeis bezeichnet man riesige Eisplatten, die etwa zwei Meter über dem Meeresspiegel schwimmen, aber noch mit Gletschern oder Eiskappen verbunden sind. Durch Abschmelzen verlieren sie an Masse. Das ist ein natürlicher Prozess.
Das Besondere hier ist aber die Größendimension. Den gewaltigen Riss hatten Forscher vom Project Midas schon eine ganze Zeit im Blick. Im Januar war er schon 175 Kilometer lang. Nachdem sich monatelang nichts tat, wuchs er binnen weniger Tage um 17 Kilometer. Jetzt hat er sich so schnell vorangefressen, dass das endgültige Abkalben unausweichlich war.
Der Eisberg wird ganz sicherlich mit Satelliten-Daten weiter beobachtet werden, sodass man immer ganz genau weiß, wo er gerade ist. – Daniela Jansen, Gletscherforscherin
Das Unausweichliche
Nun ist es tatsächlich passiert: Ein fast 6.000 Quadratkilometer großer Eisberg hat sich von der Eisplatte gelöst. Damit ist das Eismassiv doppelt so groß wie das Saarland. Gleichzeitig büßt das Larsen-C-Schelfeis zehn Prozent seiner Größe ein. Mit diesen gigantischen Ausmaßen zählt der Eisberg zu den fünf größten Eisbergen der letzten 30 Jahre.
Uneinig sind sich die Forscher darüber, ob und wenn ja, inwieweit der Klimawandel für den Riss verantwortlich ist. Die meisten gehen davon aus, dass das Schelfeis durch steigende Wassertemperaturen zumindest brüchiger wird.
Was passiert jetzt?
Solche Schlagzeilen können wirklich nachdenklich stimmen. Aber der abgelöste Eisberg ist immerhin trotz seiner Größe keine Gefahr für die Schifffahrt. Auch für den Meeresspiegel hat der Abbruch keine unmittelbaren Konsequenzen. Schelfeis schwimmt ohnehin auf dem Meer – da bedeutet: Wenn es zerbricht oder schmilzt, ändert sich der Wasserstand nicht.
Er wird wahrscheinlich nach Norden driften, entlang der Antarktischen Halbinsel. Wenn er dann an der Spitze vorbeikommt, kommt er in den Zirkumpolarstrom und wird nach Osten abgelenkt. Dort wird er dann auch schneller schmelzen und irgendwann ganz verschwinden. – Daniela Jansen
Die Hintergründe hat Gletscherforscherin Daniela Jansen vom Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven bereits im Juni im Gespräch erklärt.
Redaktion: Charlotte Glück / Josefine Farkas