Froschschenkel – ein europäischer Gaumenschmaus
Jährlich findet am 29. und 30. April in der französischen Kleinstadt Vittel ein „Jahrmarkt der Frösche“ statt. Bei diesem Volksfest werden in kürzester Zeit sieben Tonnen Froschschenkel verzehrt. Als Grill-Snack, Pastete, in Knoblauch und Zitronensaft geschwenkt oder knusprig paniert.
Froschschenkel sind nach wie vor Teil der traditionellen französischen Gastronomie. Und in der belgischen, niederländischen oder luxemburgischen Küche sind sie als Delikatesse ebenso wenig vom Gourmet-Speiseplan wegzudenken.
Frösche aus Südostasien
In der Europäischen Union ist es seit 1992 verboten, Frösche zu fangen und zu verkaufen. Seitdem ist die EU Spitzenreiter im Import von Froschschenkeln. Rund 4.500 Tonnen werden jährlich tiefgefroren eingeflogen. Das sind Schenkel von bis zu 200 Millionen Fröschen. Fast Dreiviertel davon sind Wildfänge aus Indonesien. Einmal ins Netz gegangen werden ihre Beine abgetrennt, enthäutet und nach Europa exportiert.
Vereitelung des Froschsterbens
Die Froschschenkel in europäischen Kühlregalen stammen laut Verpackungsangaben meist vom sogenannten Zahnfrosch, auch Limnonectes macrodon genannt. Nun haben die Wissenschaftlerinnen Annemarie Ohler und Violaine Nicolas von der Universität Sorbonne in Paris herausgefunden, dass es sich zumindest in den französischen Supermärkten bei über 98 Prozent nicht um den Zahnfrosch handelt, sondern um südostasiatische Reisfrösche. Die Ergebnisse dieser Studie lassen den Schluss zu, dass Zahnfrösche in der Natur kaum noch vorkommen.
Bedrohen die exotischen Konsumwünsche der Europäer ganze Tierarten? Was bedeutet das Froschsterben für das Ökosystem?
Man muss bedenken, es verschwindet ja nicht nur der Frosch oder bestimmte Froscharten in Südostasien, sondern das hat Folgen für den gesamten Umweltschutz. Denn Frösche sind natürliche Schädlingsvertilger. – Dr. Sandra Altherr von „Pro Wildlife“
Was genau es mit Froschschenkel-Konsum und Artensterben auf sich hat und welche Folgen sich bereits abzeichnen, bespricht detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit Sandra Altherr von der Tier- und Naturschutzorganisation „Pro Wildlife“.
Redaktion: Vera Weber