Ob mit dem Golfschläger erschlagen, eingefroren im Gefrierfach oder zu Portemonnaies verarbeitet: Die Aga-Kröte in Australien ist einfach nicht totzukriegen. Die Riesenkröte ist eine der schädlichsten invasiven Arten in Australien. Nun gehen Wildhüter in der Stadt Kununurra einen ungewöhnlichen Weg bei der Krötenbekämpfung: Anwohner sollen die Tiere einsammeln und Forschern übergeben. Anschließend wird die Kröte zu ekliger Wurst verarbeitet und über der Region mit dem Flugzeug abgeworfen.
Durch den widerlichen Snack sollen einheimische Raubtiere wie der Beutelmarder und Schlangen lernen, dass sie nicht nach der Riesenkröte jagen sollen. Denn das Tier ist hochgiftig und wird für über 90 Prozent der Räuber in einer Region, in der sie einwandert, buchstäblich die letzte Mahlzeit.
Krötenwurst gegen den Hunger
Die Aga-Kröte gehört nicht zur einheimischen Population Australiens. Die Kröte wurde bis in die 1930er-Jahre im gesamten pazifischen Raum verteilt, um den Rohrkäfer auf Zuckerrohrplantagen zu bekämpfen. Nur ist der Kröte die Käferjagd meist zu anstrengend, der Rohrkäfer wurde damals ganz zufällig durch mieses Klima statt Riesenkröten dezimiert.
Die Aga-Kröte wurde eingeführt, weil man nur an das Problem, das man hatte, dachte, und dann hat die Kröte ganz andere Dinge gemacht. – Marten Winter, Mitarbeiter im iDiv
Nun gibt es heute schätzungsweise über 200 Millionen Kröten in Australien. Der Bestand wächst jährlich um 25 Prozent, und ein einzelnes Weibchen legt über 30.000 Eier pro Jahr. Die Australier selbst haben die Kröte schon lange satt. Sie ist eine der meistgehassten Arten des Kontinents.
Fressfeinde hat die Kröte in Australien kaum. Durch das Gift, das sie auf ihrer Haut haben, sterben die meisten Räuber kurz nach dem Verzehr. Dadurch können sie ihr Wissen über die Gefährlichkeit der Kröte nicht an ihre Nachkommen weitergeben. Für die einzigartige Tierwelt Australiens ist das ein riesiges Problem. Viele Arten sind durch die Kröte mittlerweile gefährdet.
Aga-Kröte total verhasst
In Experimenten mit Beutelmardern haben die Krötenwürste bereits große Erfolge erzielt. Denn über 70 Prozent der getesteten Tiere verloren nach der ersten Ekelwurst den Appetit auf die Riesenkröten. Für die Wurst selbst werden die ungiftigsten Teile der Kröte benutzt. Bei Männchen werden die Hinterbeine verwendet, bei Weibchen wird der Kopf vor dem verwursten abgetrennt. Anschließend wird noch ein Übelkeit erregendes Salz hinzugefügt, um auch wirklich jeglichen Krötenhunger restlos auszutreiben.
Aber bringt Krötenwurst denn wirklich den australischen Artenschutz voran, und ist die radikale Verwurstung ethisch vertretbar? Darüber redet unser detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg mit Marten Winter vom deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig (iDiv).