Jakarta versinkt
Es ist ein riesiges Projekt: Indonesien hat beschlossen, eine neue Hauptstadt zu bauen. Bisher wurden die Regierungsgeschäfte von Jakarta aus geführt. Damit ist bald Schluss: Ab 2024 beginnt der Umzug. Es geht nach Borneo, auf die zentrale Insel des Landes. Dort möchte die Regierung im Dschungel eine neue Stadt aus dem Boden stampfen.
Alleine etwa eine Million Staatsbedienstete und ihre Angehörigen werden die neue Hauptstadt bevölkern. Die Kosten werden auf umgerechnet etwa 27 Milliarden Euro geschätzt. Indonesien kann sich das leisten: Die Wirtschaft im Land boomt. Es gehört zu den G-20 Staaten, den ökonomisch stärksten Ländern der Welt. Den genauen Standort und den Namen der neuen Hauptstadt muss das Parlament allerdings noch beschließen.
Planstädte: auf der Suche nach Perfektion
Design-Metropolen, am Reißbrett entworfen, gibt es bereits. Brasília und Naypyitaw, die Hauptstädte von Brasilien und Myanmar sind zum Beispiel so entstanden. Doch Planstädte stehen häufig in der Kritik. Sie seien leblose und bedrückende Geisterstädte. Aktuell gibt es Kritik an Naypyitaw, der Hauptstadt von Myanmar. Die Stadt sei noch viel zu leer und es scheint, als hätte man am Bedarf vorbei gebaut.
Dass Naypyitaw als Geisterstadt bezeichnet wird, da ist das Verständnis ein falsches. Man möchte diese Stadt eben nicht übervölkert haben. Deswegen ist man ja erst aus Yangon weggegangen. – Carsten Butsch, Geograf mit dem Schwerpunkt Südasien
Über New York, St. Petersburg oder Helsinki sagt heute sicherlich niemand mehr, sie seien leblos. Alle drei sind ursprünglich Planstädte gewesen. Gegenwärtig werden Planstädte vor allem in China und im Globalen Süden verwirklicht. Aber auch die Golfstaaten planen utopische Städte, mitten in der Wüste.
Über Planstädte und die Verlegung von Regierungssitzen hat detektor.fm-Moderatorin Yvi Strüving mit Carsten Butsch gesprochen. Er forscht zu Stadtgeographie an der Universität Köln.
Redaktion: Jonas Dietz