Das Problem mit den Resistenzen
Seit Jahren steigt die Zahl multiresistenter Krankheitserreger, die sich mit gängigen Antibiotika nicht mehr behandeln lassen. Ursache dafür ist etwa die oft leichtfertige Verschreibung von Antibiotika. Aber auch der großflächige Einsatz in der Tierhaltung verschärft das Problem.
Wenn diese Entwicklung anhält, könnten laut Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bis 2050 bis zu 2,4 Millionen Menschen an solchen multiresistenten Keimen sterben. Problematisch ist dabei auch, dass viele große Pharmakonzerne die Entwicklung von neuen Antibiotika aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt haben. Weil die zunächst als Notfall-Reserve zurückgehalten werden, lässt sich mit neuen Antibiotika kurzfristig kaum Gewinn erzielen, so die Argumentation der Konzerne.
Milch zu Medizin
Ein vielversprechendes Mittel im Kampf gegen Antibiotika-Resitenzen könnte in Zukunft ein Stoff liefern, der sonst vor allem als Lebensmittel verwendet wird: Milch. Was bisher eher in Müsli und Kaffee gelandet ist, könnte in Zukunft zu Medikamenten verarbeitet werden.
Dabei macht man sich das Immunsystem der Kuh zunutze. Mit menschlichen Krankheitserregern geimpfte Kühe produzieren Antikörper, die dann auch in der Milch landen. Aus dieser Milch könnten dann in Zukunft Medikamente hergestellt werden, die vor allem als Ersatz für Antibiotika eingesetzt werden können.
Wie man aus Milch Medizin macht, daran forscht Hans-Jürgen Heidebrecht vom Lehrstuhl für Lebensmittel- und Bioprozesstechnik der Technischen Universität München. detektor.fm-Redakteur Yannic Köhler hat mit ihm darüber gesprochen, was es mit den Antikörpern aus der Kuh auf sich hat und wie das im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen helfen könnte. Davon berichtet er detektor.fm-Moderatorin Leora Koch in dieser Folge des Forschungsquartetts.