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Bild: Mr_Mrs_Marcha | shutterstock.com

Forschungsquartett | 100 Jahre Kunststoffe

Ein Grund zum Feiern?

Die Entdeckung der chemischen Stoffklasse Kunststoffe ist 100 Jahre her. Einen guten Ruf haben Kunststoffe nicht, denn sie sind verantwortlich für die riesige Menge an Müll, die unsere Erde und Meere überhäuft. Aber können Kunststoffe auch nachhaltig sein?

Äh … Was sind Kunststoffe überhaupt?

Das ist gar nicht so schwer. Kunststoffe bestehen hauptsächlich aus Makromolekülen. Das sind große Moleküle, die aus tausenden gleichen Untereinheiten bestehen. Man kann sich das so vorstellen, als würde man bei Word das gleiche Wort tausendmal mit Copy-and-paste aneinanderreihen.

Vor 100 Jahren, also 1920, hat der deutsche Chemiker Hermann Staudinger diese neue Stoffklasse identifiziert und damit die Tür für eine ganz neue Industrie geöffnet: die Kunststoffindustrie.

Ein schlechter Ruf – zu Recht?

Besonders bekannt sind Kunststoffe wohl für den langlebigen Abdruck, den sie in unserer Umwelt hinterlassen. Denn jährlich werden etwa 400 Millionen Tonnen Plastik produziert – und davon landet viel zu viel dann ganz schnell wieder als Abfall im Meer. Doch diesen gänzlich schlechten Ruf haben Kunststoffe nur bedingt verdient, denn sie machen unser Leben in vielerlei Hinsicht auch viel einfacher.

Sie könnten zum Beispiel keine Antibiotika nehmen, ohne dass sie eine Kunststoffverkapselung haben. Das heißt, diese Kunststoffe sind essentiell für unser Leben und unsere Lebensqualität.

Ulrich S. Schubert, Lehrstuhlinhaber für Organische und Makromolekulare Chemie an der FSU Jena

Ulrich S. Schubert, Lehrstuhlinhaber für Organische und Makromolekulare Chemie an der FSU Jena © Anne Günther/FSU Jena

Ein Taxi der besonderen Art

Nein, nicht das gelbe Auto, das uns von A nach B bringt, sondern viel viel kleiner: Ungefähr 500-mal dünner als ein menschliches Haar – und aus Kunststoff. Ein sogenanntes Gen-Taxi. Daran forscht Anja Träger an der Universität in Jena. Diese Gentaxis sollen genetisches Material in Zellen einschleusen. Der Kunststoff legt sich dabei wie eine schützende Hülle um ihren Fahrgast.

Genetisches Material ohne Hülle würde abgebaut werden. Und daher müssen wir das genetische Material schützen, das wir zum Umschreiben oder für die neuen Informationen benötigen. Und dafür nehmen wir Polymere.

Anja Träger, Arbeitsgruppenleiterin der Particle Formulation Group am Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie an der Friedrich-Schiller-Universtität Jena.

Anja Träger, Arbeitsgruppenleiterin der Particle Formulation Group am Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie an der Friedrich-Schiller-Universtität Jena.

Über die Welt der Kunststoffe hat detektor.fm-Redakteurin Leora Koch mit Ulrich S. Schubert gesprochen. Er ist Lehrstuhlinhaber für Organische und Makromolekulare Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und forscht zu intelligenten und nachhaltigen Kunststoffen. Was ein Gentaxi aus Polymeren kann, das erklärt Anja Träger. Sie ist Arbeitsgruppenleiterin der Particle Formulation Group ebenfalls am Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie an der Friedrich-Schiller-Universtität Jena.

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