Fisch ohne Zukunft?
An deutschen Küsten ist die Zahl der Glasaale, so werden die Jungtiere genannt, in den vergangenen 50 Jahren dramatisch gesunken. Die Ursachen dafür sind bislang nicht eindeutig geklärt. Expertinnen und Experten empfehlen, um das Verschwinden der Aale zu stoppen, ein konsequentes Fangverbot. Das fordert mittlerweile auch der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES). Er hatte bereits 2017 empfohlen, den menschlichen Einfluss auf den Aalbestand möglichst gering zu halten – ohne Erfolg. Der Bestand sinkt immer weiter, und trotzdem werden Aale kräftig gefischt. Ein Fangverbot würde wohl auch die umstrittene Praxis beenden, angefütterte Aale an Standorten mit niedrigem Bestand auszusetzen. Dieser sogenannte Aalbesatz galt ursprünglich als Bestandsschutzmaßnahme. Mittlerweile ist allerdings klar, dass auch das Besatzen die Tiere gefährdet.
Arterhaltung vs. wirtschaftliche Interessen
Der Aal ist ein rätselhafter Fisch, bis heute weiß die Wissenschaft wenig über Laichgründe und Fortpflanzung des Aals. Ebensowenig kann sie die Frage beantworten, warum der Bestand so dramatisch zurückgegangen ist. Die Fischerei, so viel ist klar, hat daran einen großen Anteil, schließlich ist der Aal ein beliebter Speisefisch. Aus diesem Grund werden die Stimmen lauter, die gegen die wirtschaftlichen Interessen der Fischereiindustrie zu mehr Naturschutz und Arterhaltung aufrufen. Damit steigt auch der Druck auf die EU-Kommission, die Empfehlungen des ICES konsequenter umzusetzen und aktiv gegen das Aussterben des Europäischen Aals vorzugehen.
Welchen Bedrohungen ist der Europäische Aal ausgesetzt? Und was muss getan werden, um ihn zu retten? Darüber hat detektor.fm-Redakteurin Claudia Peißig mit Professor Reinhold Hanel gesprochen. Er ist Direktor des Thünen-Instituts für Fischereiökologie in Bremerhaven.