Der Eisberg in der Kühlkammer
Die Eisschmelze der Arktis wird nicht nur zwischen Kanada und Sibirien erforscht, sondern auch in Hamburg. Denn in einer Kühlkammer wird dort in einem Aquarium das Entstehen und Schmelzen von Eis simuliert.
Die Mikrophysik des Eises ist entscheidend für das Verständnis der Gesamtprozesse. Zusammen mit mathematischen Modellen und der Forschung vor Ort sollen so alle Aspekte des Eisschwundes erfasst werden.
Salziges Eis
Ein wichtiger Punkt ist die Zusammensetzung des Eises. Das Meereis besteht aus gefrorenem Süßwasser und eingeschlossener Sole. Das Salzwasser wird nämlich nicht in die Gitterstruktur der Eiskristalle miteingebaut, sondern bleibt in Taschen und Kanälen der Schollen übrig. Nimmt man Proben des Eises, fließt das Salzwasser heraus.
Nicht nur deshalb ist bislang die Bestimmung des Salzgehaltes ein schweres Unterfangen gewesen. Ein von den Wissenschaftlern entwickeltes Instrument soll nun helfen. Es ähnelt einer Harfe. Mit Drähten wird die elektrische Leitfähigkeit des Eises bestimmt und so der Salzgehalt berechnet. Dieser gibt wiederum Aufschluss auf die Wärmeleitfähigkeit und mechanische Festigkeit des Eises.
Den Kipppunkt der Eisschmelze gibt es nicht
Bereits vor Jahren hat es unter alarmierenden Titeln wie „Arktische Todesspirale“ die Prognose gegeben, dass das arktische Eis in wenigen Jahren komplett weg sein werde. Die Befürchtung war, dass ab einem gewissen Punkt ein Spiraleffekt einsetzt, der die Eisschmelze extrem beschleunigt. Einen solchen Kipppunkt schließen Dirk Notz und seine Kollegen am Max-Planck-Institut für Meteorologie jedoch aus.
Auch wenn im Sommer das Eis verschwindet, werden im Winter die Karten wieder neu gemischt. Denn die im Sommer aufgenommene Wärme gibt das Meer im Winter schnell wieder an die Atmosphäre ab und der vorherige Zustand könnte sich wieder herstellen. Das Meereis der Arktis passt sich einfach an herrschende Klimabedingungen an. Wenn die stabil bleiben, bleibt auch der Eisbestand stabil.
Ein Beitrag von Konstantin Kumpfmüller.