Das Wetter der vergangenen 664 Jahre: wen interessiert das denn? Klimahistoriker und Historikerinnen. Denn wer das Wetter und die Durchschnittstemperaturen von damals kennt, kann diese mit den heutigen Werten vergleichen. Und damit zum Beispiel den Klimawandel nachweisen. Als Basis dienen den Forschenden dabei Daten zur Weinlese im Burgund, Frankreich.
Heiße Sommer werden zur Norm
Trauben sind sehr wetterfühlig. Anhand ihres Erntedatums kann deswegen abgelesen werden, ob der vergangene Frühling und Sommer eher kalt und nass oder eher heiß und trocken waren. Ein internationales Forscherteam hat sich deswegen das jährliche Datum zur Traubenernte im Burgund von 1358 bis 2018 genauer angeschaut.
In ihrer Studie haben sie festgestellt: Seit 1988 werden die Trauben im Durchschnitt 13 Tage früher geerntet als in den vorherigen sechs Jahrhunderten. In den letzten 30 Jahren sind sehr heiße und trockene Sommer also immer dichter aufeinandergefolgt.
Was also bisher ein Ausnahmezustand war, wird nun normal. Diese immer frühere Traubenreife reflektiert die globale Erderwärmung und ihre Beschleunigung. – Thomas Labbé, Klimahistoriker und Studienautor
Verschiedenste Archivquellen zur Weinlese
Für die Studie hat das Forscherteam verschiedene Quellen zum jährlichen Datum der Weinlese genutzt: Zum einen ist das Datum in Verwaltungsbüchern burgundischer Städte wie Dijon und Beaune festgehalten worden. Zum anderen gibt es Aufzeichnungen dazu aus den Dokumenten der Buchhaltung und des Gemeinderates der Kirche von Notre-Dame in Beaune.
Außerdem haben die Historiker alte Zeitungsartikel genutzt. Mithilfe von Pariser Wetteraufzeichnungen aus über 360 Jahren konnten sie so die Durchschnittstemperatur April bis Juli der letzten 664 Jahre in Beaune schätzen.
Über den Zusammenhang von Weinlese und Klimawandel hat detektor.fm-Redakteurin Amelie Berboth mit dem Autor der Studie Thomas Labbé gesprochen. Er ist Klimahistoriker und arbeitet beim Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO).
Moderation: Lara-Lena Gödde
Das Forschungsquartett in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa
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