Als dicke Person einen Arzttermin zu haben, bedeutet in vielen Fällen, stigmatisiert zu werden. Denn oft steht unabhängig von den Beschwerden pauschal das Gewicht im Vordergrund. Das führt dazu, dass dicke Personen deutlich seltener zum Arzt oder zur Ärztin gehen. Ein weiterer Effekt der Diskriminierung: Die Betroffenen nehmen dadurch eher zu.
BMI gut, alles gut?
Hinter der Diskriminierung dicker Menschen in der Medizin steht oft die Annahme, dass dicke Menschen immer auch ungesund seien. Indikatoren wie der BMI (Body-Mass-Index) reproduzieren diese Annahme. Der BMI bewertet das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße. Seit den 1980er Jahren wird er von der Weltgesundheitsorganisation eingesetzt und ist damit tief im Gesundheitssystem verankert. Gleichzeitig wird er stark kritisiert. Ein Kritikpunkt ist, dass Werte wie Cholesterin, Blutfette oder der Blutzucker einen viel exakteren Blick auf Gesundheitsrisiken geben könnten als das Gewicht.
Health at Every Size
Der „Health at Every Size“-Ansatz schließt sich der Kritik am BMI an mit dem Ziel, die Gesundheit unabhängig vom Körpergewicht zu fördern. Zum Beispiel durch individuelle gesunde Lebensweisen. Dieser gewichtsinklusive Ansatz kritisiert die Diskriminierung dicker Menschen und geht noch einen Schritt weiter:
Welche gesundheitlichen Folgen die Diskriminierung dicker Menschen in der Medizin hat, wie genau die Kritik daran aussieht und was sich ändern müsste, hat Soziologe Dr. Friedrich Schorb vom Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Uni Bremen detektor.fm-Redakteurin Anna Luckow in der neuen Folge „Forschungsquartett“ erklärt.