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Foto: Anton Ivanov | shutterstock
Bild: Anton Ivanov | Shutterstock

Forschungsquartett | Diskursgeschichte des Autismus

Weshalb Autisten keine Hilfe von Elvis brauchen

Autismus ist ursprünglich als psychische Störung beschrieben worden. Heute sind Menschen mit Asperger-Autismus stolz auf ihre Besonderheit – und haben, wenn auch als Klischee, die Popkultur erobert. Wie sich das Bild von autistischen Menschen verändert hat, darüber forscht die Kulturwissenschaftlerin Novina Göhlsdorf.

Sheldon Cooper oder Sherlock Holmes – popkulturelle Darstellungen von Menschen mit Asperger-Autismus begeistern das Serienpublikum. Asperger gilt als leichtere Form des Autismus. Menschen mit Asperger werden oft als geniale Außenseiter dargestellt, unfassbar schlau, aber eben auch etwas spleenig. Das Klischee zeichnet sie als Sympathieträger und ihren Mitmenschen in vielen Belangen als überlegen. Menschen mit Asperger sehen das zwiespältig: Es sind eben Serienfiguren, die immer nur ein Klischee von Autismus verkörpern. Wie sich diese Vorstellungen im Laufe der Zeit verändert haben, untersucht die Kulturwissenschaftlerin Novina Göhlsdorf.

Autismus zwischen Superkraft und Krankheit

Aber was ist das eigentlich, Autismus, bzw. das Asperger-Syndrom? Die Begriffe stammen aus der Psychiatrie und werden dort als Krankheit beschrieben. Inzwischen wird darüber heftig gestritten: Menschen mit Asperger sehen ihre Besonderheit nicht als Krankheit.

Die Vorstellungen von autistischen Menschen haben sich also laut einem Forschungsprojekt von Novina Göhlsdorf mit der Zeit verändert. Wie genau, und wie sich hieran unsere Gesellschaft spiegelt, das lässt sich mithilfe von Diskursanalyse untersuchen: Hierfür hat sie historische Dokumente ausgewertet, zum Beispiel Filme oder Zeitungsartikel, aber auch medizinische und andere wissenschaftliche Literatur.

Wer darf sprechen, wer muss schweigen?

Klischees und Stereotype lassen sich so durch die Kulturgeschichte begleiten. Dabei kommen Fragen auf, wie: Wer darf über was sprechen oder schreiben? Und wer ist kulturgeschichtlich zum Schweigen verurteilt? Solchen Fragen geht die Diskursanalyse seit ihren Anfängen nach: Ihr Begründer, der französische Philosoph Michel Foucault untersuchte am Beispiel der sogenannten Wahnsinnigen, wie eine Gesellschaft regelt, wer schweigen muss und sprechen darf. Die Forschung von Novina Göhlsdorf knüpft daran an. Ihre Untersuchung der Diskursgeschichte des Autismus hat gezeigt: In frühen popkulturellen Darstellungen war es das autistische Kind, das zum Schweigen verurteilt war.

Am Beispiel von Menschen mit Autismus verhandelt eine Gesellschaft ihre Vorstellungen von ’normalen‘ Beziehungen.

Novina Göhlsdorf, Kulturwissenschaftlerin und Publizistin

Was sich seitdem geändert hat, das hat detektor.fm-Redakteur Dominik Lenze von Novina Göhlsdorf erfahren. Mit detektor.fm-Redakteurin Leora Koch verfolgt er anhand von Göhlsdorfs Forschungen diese Geschichte bis an ihre Anfänge zurück, als es im Film noch so aussah, als müsste Elvis die Autisten retten.

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