Viele Turnhallen sind geräumt, Zelte wurden abgebaut und Herbergen können wieder für Gäste genutzt werden. Aber es gibt immer noch Flüchtlingsunterkünfte, die aus der Not heraus geboren wurden. Kein Wunder, denn zunächst waren viele Kommunen und Gemeinden überfordert mit der Situation im Jahr 2015.
Um die 890.000 Schutzsuchende kamen im besagten Jahr nach Deutschland. Sie flüchteten vor allem vor dem tobenden Krieg in Syrien, aber auch in Afrika und Osteuropa fühlten sich viele Menschen nicht mehr sicher. Da mussten schnelle Lösungen her. Dass diese meist nicht komfortabel oder in einigen Fällen sogar menschenunwürdig waren, ist bekannt. Doch viele Betreiber von solchen Unterkünften machen ihren Job auch wirklich gut. Das zeigt eine Studie namens „Handlungsfähigkeit in der bundesdeutschen Flüchtlingsunterbringung“.
Flüchtlingsunterkünfte so unterschiedlich, wie Betreiber
In dieser Studie hat sich Studienleiterin Dr. Judith Vey von der Technischen Universität Berlin verschiedene Flüchtlingsunterkünfte angeschaut. Doch sie hat nicht nur mit den Bewohnern, dem Personal und Betreibern gesprochen, sondern sie ist auch selbst aktiv geworden. Als freiwillige Helferin hatte sie noch einmal einen anderen Blickwinkel auf die Situation.
Bislang hat sie in einer Unterkunft intensiv geforscht und in weiteren Herbergen Interviews geführt. Zukünftig plant die Soziologin, noch weitere in Augenschein zu nehmen. Jedes mal, wenn sie eine Einrichtung besucht hat, folgt dann ein ausführlicher Bericht. Schon jetzt ist sie auf spannende Ergebnisse gestoßen.
Grundbedürfnisse werden unterschätzt
Eine Turnhalle mit mindestens 100 Personen gefüllt, bietet häufig nur wenig Privatsphäre. Die Geräuschkulisse ist dabei ein großes Problem. Denn nicht nur Erwachsenene, auch Kinder findet man unter den Geflüchteten. Die Geräusche, wie zum Bespiel ein quietschender Boden, hallen durch die großen Turnhallen. Chronischer Schlafmangel plagt daher die meisten Bewohner.
Ein Bewohner hat die Situation schlimmer als sieben Jahre Gefängnis im Iran bezeichnet, da man dort nur zwei Mal systematisch in der Nacht geweckt wird. – Judith Vey
Doch auch die fehlende Selbständigkeit und Selbstbestimmung bereiten den Bewohnern Probleme. Wie die Unterkünfte da helfen können und welche Eindrücke die Soziologin Dr. Judith Vey von der TU Berlin bislang gewonnen hat, hat sie detektor.fm– Moderator Gregor Schenk erzählt.
Redaktion: Carina Fron