Der weiße Fleck
Wenn Fußball eine Landkarte ist, ist der Westen und der Süden Europas für die meisten wahrscheinlich das El Dorado. Die ganz großen Ligen findet man in England, Spanien, Italien, in Deutschland und in Frankreich. Das östliche Europa hingegen dürfte bis auf wenige Ausnahmen noch immer ein weißer Fleck auf der Landkarte des Fußballs sein. Zu Unrecht, finden der Kunsthistoriker Dirk Suckow und der Literaturwissenschaftler Stephan Krause vom Leibniz Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa. Die beiden sind Mitherausgeber des Bandes „Der Osten ist eine Kugel – Fußball in Kultur und Geschichte des östlichen Europas“. Sie glauben, dass Fußball in Osteuropa eine besondere Rolle hat.
Fußball in Osteuropa – Spiegel der Gesellschaft
Tatsächlich hat der osteuropäische Fußball seinen Ursprung in England. Dort hat sich der Sport allerdings schnell selbstständig gemacht. Dabei ist er zum Spiegel der Gesellschaft geworden, wie der Kunsthistoriker Dirk Suckow erklärt.
In Sachen Vereinskultur spiegelt sich die ethnische, konfessionelle oder soziale Vielfalt, die diesen Raum ausgezeichnet. Und zwar in einem Maße wie man das vielleicht im westlichen oder südlichen Europa nicht findet. – Dirk Suckow
Neue Helden gesucht
Wie wichtig Fußball für eine gemeinsame Identifikation ist, kann man ganz aktuell in Kiew sehen. Dort sollen Fußball-Legenden die kommunistische Vergangenheit vergessen machen. Allen voran die Fußballikone Walerij Lobanowski, nach dem eine der wichtigsten Straßen in Kiew benannt wurde – der ehemalige Prospekt des roten Sterns.
Da wird mit einer klaren politischen Konnotation umbenannt. Dort, wo an die Stelle eines kommunistisch konnotierten Begriffs jetzt der Name einer Fußballerikone gesetzt wurde, ist das tatsächlich ein politischer Akt. – Dirk Suckow
Welche Rolle spielt Fußball in Osteuropa? detektor.fm-Reporter Lars-Hendrik Setz hat mit Dirk Suckow und Stephan Krause gesprochen.