Was haben Begriffe wie „assi“, „sozial schwach“ und „bildungsfern“ gemeinsam? Sie sind klassistisch – und damit Ausdruck der Diskriminierungsform Klassismus. Klassistische Diskriminierung zeigt sich auf verschiedenste Arten: in der Sprache, in Vorurteilen und Klischees, in Abwertungen und Benachteiligungen, in Unterdrückung und tödlicher Gewalt.
Klassismus: Diskriminierung wegen des sozialen Status
In Deutschland sind mehrere Millionen Menschen potenziell von klassistischer Diskriminierung betroffen – unter anderem wohnungslose, erwerbslose oder einkommensarme Menschen, aber auch Arbeiterkinder im Bildungssystem wie Statistiken zeigen.
Neben ungleichen Chancen im Bildungssystem beeinflusst Klassismus auch, wie Menschen aufwachsen, wie sie arbeiten, mit wem sie befreundet sind, welche gesundheitliche Versorgung sie bekommen und sogar, wann sie sterben.
Von der Straße in die Forschung
Im Zusammenspiel mit anderen sozialen Unterdrückungsideologien – wie Sexismus und Rassismus – können Menschen, die Klassismus erfahren, mehrfachdiskriminiert werden. Das zeigt sich auch in der Geschichte des Begriffs: Er wurde in den 1980er Jahren in der Frauen- und Lesbenbewegung entwickelt, um klassistische Diskriminierung innerhalb ihrer Bewegung benennen zu können.
Inzwischen beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit dem Konzept Klassismus – wie zum Beispiel die kulturanthropologische Forschung von Dr. Francis Seeck. Seecks kürzlich erschienenes Buch „Zugang verwehrt“ gibt einen umfassenden Überblick über die Erscheinungsformen und Folgen von Klassismus. Im „Forschungsquartett“ erklärt Seeck, wie Klassismus soziale Ungleichheit fördert, wie menschenfeindliche Einstellungen aus der NS-Zeit bis heute nachwirken, welche sozialen Machtverhältnisse hinter Klassismus stecken und warum die „Leistungsgesellschaft“ Seecks Auffassung nach ein Mythos ist. Was das alles für unsere Gesellschaft bedeutet, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit detektor.fm-Redakteurin Lea Schröder gesprochen.