Wissenschaftler untersuchen in Berlin schon bestehende Datensätze ärztlicher Entscheidungen zu Brust- und Hautkrebsdiagnosen. Aus den über 20.000 Bewertungen von über 140 Ärzten können sie simulieren, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit man von kollektiver Intelligenz sprechen kann.
Kollektive Intelligenz des Schwarms?
Das Kombinieren dieser Einzelentscheidungen kann dazu beitragen, die Diagnosegenauigkeit zu verbessern. Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei festgestellt, dass die jeweilige Kompetenz der Gruppenmitglieder entscheidend für das Ergebnis der Schwarmintelligenz ist.
Es ist nicht so, dass Gruppen immer zu besseren Entscheidungen gelangen. Sind die individuellen Fähigkeiten innerhalb der Gruppe zu unterschiedlich, sollte man der Diagnose des besten Arztes innerhalb der Gruppe vertrauen. – Ralf Kurvers, Erstautor der Studie
Bei der Untersuchung ist nach Konfidenz- und Mehrheitsregel unterschieden worden. Bei der Konfidenzregel gilt die Einschätzung des Arztes, der sich seiner Einschätzung am sichersten ist. Die Mehrheitsregel bestätigt die Diagnose, welche am häufigsten von den Ärzten genannt worden ist. Die Studie gibt entscheidende Hinweise darauf, wie kollektive Intelligenz entstehen und was sie einschränken kann.
Zusammensetzung der Gruppe entscheidend
Unterscheiden sich die diagnostizierenden Ärzte zu sehr, ist die Chance, dass einzelne Fehler durch die kollektive Intelligenz wieder wettgemacht werden, geringer. Ralf Kurvers, Wissenschaftler im Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“, sieht in den Ergebnissen einen Hinweise darauf, wie wichtig die Zusammensetzung von Gruppen ist. Das Ergebnis der Studie könnte in der Praxis angewendet werden, beispielsweise bei der unabhängigen doppelten Begutachtung einer Mammografie-Aufnahme durch mehrere Ärzte.
Ein Beitrag von Konstantin Kumpfmüller.