Beerdigungen werden heute in diversen Varianten angeboten. Urnen werden in Bestattungswäldern unter Bäumen beigesetzt, Menschen verteilen die Asche ihrer Lieben auf Bergen oder lassen sie zu Diamanten pressen und tragen sie als Brosche oder Ring am eigenen Körper. Christliche Rituale werden immer seltener angewendet.
Christliche Rituale verlieren Bedeutung
Vor zwanzig Jahren sind alternative Bestattungen noch sehr exotisch gewesen. Bestattungen sind ein Augenblick, bei dem der Wunsch nach einem Sinn über das Leben hinaus deutlich wird. Und das war jahrhundertelang das Kerngeschäft der organisierten Religionen. Heute wenden sich jedoch immer mehr Menschen von den Kirchen ab und versuchen ihre eigene Bedeutung im Leben zu finden oder zu konstruieren. Treten sie dann auch offiziell aus der Kirche aus, gelten sie als konfessionslos.
Konfessionslosigkeit im Osten Deutschlands
In Großbritannien machen die Konfessionslosen inzwischen über die Hälfte der Bevölkerung aus. In Deutschland ist die Situation nicht ganz so weit. Mit 34 Prozent der Bevölkerung sind die Konfessionslosen inzwischen zahlreicher als Katholiken und Protestanten (beide jeweils knapp 30 Prozent). Lediglich im Osten Deutschlands sowie in der Metropolregion Frankfurt und in Hamburg stellen sie bereits die absolute Mehrheit. Der Trend ist aber hierzulande genauso abzusehen wie im Vereinigten Königreich.
Für Soziologie nur schwer fassbar
Die Soziologie tut sich bislang schwer mit dieser Gruppe. Auf der einen Seite ist klar, dass die Konfessionslosen mit zunehmender Zahl eine wichtige Bevölkerungsgruppe darstellen. Auf der anderen Seite lassen sich aber kaum Gemeinsamkeiten innerhalb der Konfessionslosen ausmachen. Jung und liberal sind sie, aber das sind viele Mitglieder der Kirchen auch.
Die britische Religionssoziologin Linda Woodhead hat Gemeinsamkeiten zwischen den Konfessionslosen gefunden. Es sind religiöse Werte, sagt sie, die auch diejenigen einen, die sich zu keiner offiziellen Religion bekennen. Im Sommersemester 2017 hat sie die Hans-Blumenberg Gastprofessur für Religion und Politik der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster inne. Über ihre Forschungsergebnisse berichtet detektor.fm-Redakteur Mike Sattler im Forschungsquartett.
Redaktion: Mike Sattler