Weißer Bart, weiße Haare, eindringlicher Blick. Konrad Lorenz ist vielen durch seine charismatischen Fernsehauftritte in Erinnerung geblieben. Mit eindrucksvoller Gestik und einer Menge Wortwitz hatte er auf die meisten Fragen eine Antwort.
Konrad Lorenz und seine Gänse
Die Arbeit des Wiener Ethologen war grundlegend für die Verhaltensforschung im deutschsprachigen Raum. Seine Arbeit mit Tieren aller Art führte verschiedene Forschungsgebiete zusammen. Insbesondere seine Arbeit mit Gänsen brachte ihm den Ruf des „Tierpsychologen“ ein. Ein Forschungsgebiet, als dessen Begründer Lorenz gilt.
Alles für die Karriere
Doch für den wissenschaftlichen Erfolg war Lorenz bereit, alles zu tun. 1938 schließt er sich den Nationalsozialisten an und wird Mitarbeiter im Rassenpolitischen Amt der NSDAP.
Er wollte sein Kaiser-Wilhelm-Institut haben und dafür war ihm jedes Mittel recht. – Kurt Kotrschal, Verhaltenspsychologe an der Uni Wien
Was passierte nach ’45
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges läuft die Karriere des Wiener Forschers rasant weiter. Er wird Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, Dozent an der Uni Münster und bekommt schließlich 1973 den Medizin-Nobelpreis.
Als er den Nobelpreis bekommen hat, da hat der SPIEGEL über die furchtbaren Texte aus der NS-Zeit geschrieben. Das hat niemanden vom Hocker gerissen. – Karl-Heinz Wellmann, Wissenschaftsjournalist und Biologe
Im selben Jahr veröffentlicht Lorenz das Werk „Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“. Dort geht er unter anderem mit der Domestikation des Menschen ins Gericht und bedient sich weiterhin der Rhetorik und Denklogik der NS-Ideologie.
Für diese Folge des Forschungsquartetts hat detektor.fm-Redakteur Jonas Junack einen Blick auf Leben und Werk von Konrad Lorenz geworfen und fragt, wie die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Forschers abgelaufen ist.