Die Gefahr von falschen Erinnerungen
Zu wissen, ob harmlose Kindheitserinnerungen wahr oder falsch sind, wird unser Leben wahrscheinlich nicht verändern. In manchen Situationen können die richtigen Erinnerungen aber sehr wohl sehr wichtig sein. Zum Beispiel wenn Zeugen oder Zeuginnen bei einem Strafprozess aussagen. Diese Tatsache hat die Psychologin Prof. Aileen Oeberst dazu inspiriert, eine Studie zur Korrektur von falschen Erinnerungen durchzuführen. Sie ist Professorin für Medienpsychologie an der FernUniversität in Hagen.
Damit falsche Erinnerungen entlarvt werden können, müssen sie erst einmal existieren. Dafür hat Prof. Aileen Oeberst mit ihrem Team mehreren Probanden und Probandinnen falsche Erinnerungen in den Kopf „eingepflanzt“.
In Zusammenarbeit mit den Eltern der Teilnehmenden wurde ihnen von vier Ereignissen aus ihrer Kindheit erzählt, von denen aber nur zwei tatsächlich stattgefunden hatten. Innerhalb von zwei Wochen dachten aber über die Hälfte der Studienteilnehmenden, dass alle der geschilderten Situationen wahr seien. Diese falschen Erinnerungen sollten im zweiten Studienteil entlarvt werden, was auch funktioniert hat. Grundsätzlich können falsche Erinnerungen also bei Menschen korrigiert werden.
Anwendung in der Praxis
Die Studie fand unter Laborbedingungen statt und ist deshalb auf die Praxis schwer anwendbar. Dennoch soll weitere geforscht werden. In einer nächsten, praxisnäheren Studie soll es um die Anwendung im juristischen Kontext gehen. Das Ziel ist es Indikatoren zu finden, die dabei helfen zu entscheiden, ob Zeugen und Zeuginnen von wahren oder von falschen Erinnerungen berichten.
Wie genau es Prof. Aileen Oeberst in ihrer Studie geschafft hat, falsche Erinnerungen zu entlarven, darüber hat detektor.fm-Redakteurin Alina Haynert mit ihr gesprochen. Was sie dabei herausgefunden hat, erzählt sie detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth in der neuen Ausgabe vom Forschungsquartett.