Künstliche Gletscher gegen Wassermangel
Die Gletscher in der Region Ladakh, im indischen Himalaya, liegen allesamt über 5 200 Meter. Zum Vergleich: Die Zugspitze liegt „nur“ knapp 3 000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Höhe im Himalaya hat zur Folge, dass die Eismassen nur sehr selten abschmelzen. Dadurch fehlt den Menschen vor Ort Schmelzwasser, das wiederum für die Landwirtschaft wichtig ist. Eine Lösung dafür sind sogenannte künstliche Gletscher. Das sind angelegte Becken auf mittlerer Höhe. Dort sammelt sich Schmelzwasser und versorgt die Landwirtschaft in den trockenen Monaten mit Wasser.
Ein Forscher-Team um den Heidelberger Geographieprofessor Marcus Nüsser hat diese künstlichen Gletscher in einer Langzeitstudie untersucht. Dabei haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass diese relativ gut dabei helfen können, Wasserengpässe zu überbrücken. Möglich ist das allerdings nur in sehr wenigen Weltregionen, etwa in Ladakh.
Keine Lösung für den Klimawandel
Ein Ersatz für natürliche Gletscher sind diese Becken aber nicht. Sie können nur eine ganz bestimmte Funktion erfüllen, nämlich die Versorgung mit Schmelzwasser. Und das nur an ganz bestimmten Orten. Um Verwirrung zu vermeiden, spricht Marcus Nüsser deshalb von Eisreservoirs.
Es gibt ein Problem bei dem Begriff künstliche Gletscher, denn das impliziert in gewisser Hinsicht, dass sie ein Ersatz für den Rückgang der natürlichen Gletscher leisten können. Das können sie aber in keiner Weise. – Marcus Nüsser, Uni Heidelberg
Gegen das Klimaproblem des Gletscherrückgangs helfen die Eisreservoirs also nicht. Eine Lösung dafür können auf lange Sicht nur Klimamaßnahmen wie die Begrenzung des CO2-Ausstoßes sein.
Was künstliche Gletscher leisten können und was nicht, das hat detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz mit Lukas Gilbert besprochen.
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