Große Zahlen
Das Institute for Economics and Peace, kurz IEP, hat eine neue Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse klingen dramatisch. 31 Länder sollen bis 2050 zumindest teilweise unbewohnbar werden. Dadurch sollen rund eine Milliarde Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren. Diese Zahlen ergeben sich aus dem sogenannten Ecological Threat Register (ETR). Hier subsummiert das IEP verschiedene Faktoren wie Wasserknappheit oder die Wahrscheinlichkeit von Umweltkatastrophen, kriegerischen Auseinandersetzung und politischer Instabilität. Am stärksten gefährdet sind laut ETR die Länder Afghanistan, Mosambik, Namibia, Botswana und Äthiopien.
Mehr Klimawandel ≠ mehr Migration
Das Ergebnis der Studie kann jedoch täuschen. Der Verlust des Lebensraumes von einer Milliarde Menschen bedeutet nämlich keineswegs, dass diese Menschen flüchten können. Für Mobilität und Migration bedarf es nämlich Ressourcen. Die Migrationsforschung zeigt, dass es im Gegenteil eher so ist, dass mehr Armut, Ressourcenknappheit und Not zu geringeren Fluchtbewegungen führen. Die Menschen werden an diesen unwirtlichen Orten buchstäblich gefangen. Man spricht von sogenannten „Trapped Populations“.
Düstere Aussichten
Migration und Flucht fordern jedoch nicht erst im Jahr 2050 Antworten. Tausende von Menschen harren an der europäischen Außengrenze oder in Lagern in Lybien aus zum Teil unter katastrophalen Zuständen. An migrationspolitischen Maßnahmen, um diese Situation zu lösen, mangelt es. Und dabei sind Mahnungen, Konzepte und Expertenwissen da. Wie kein anderes Politikfeld hat sich die Migrationspolitik von der Wissenschaft losgelöst. Es zählen vor allem machtpolitisches Kalkül und Ideologie. Dabei ist es nicht so, als wären die Themen Flucht und Migration irgendwann vom Tisch.
Über Frust und taube Ohren, die Studie des IEP und die Gestaltung von langfristiger Migrationspolitik hat detektor.fm-Redakteur Jonas Junack mit den Migrationsforschern Prof. Dr. Jochen Oltmer und Dr. Benjamin Schraven vom Institut für Entwicklungspolitik und mit der Migrationsforscherin Prof. Dr. Sabine Hess gesprochen.