Menschliche Evolution
Rein mit darwinschen Prinzipien die Veränderungen an unseren Körpern erklären, kann man nicht. Stattdessen sollte man über klassische Evolutionstheorien hinausdenken und sich fragen, wie unsere Kultur eigentlich unsere Evolution beeinflusst. Denn medizinischer und technischer Fortschritt sorgen dafür, dass sich binnen kurzer Zeit Evolutionsdynamiken verändern.
Das Paradoxon der Geburt
Wie Evolution heute von der Kultur des Menschen beeinflusst wird, das kann man verstehen, indem man sich zum Beispiel die menschliche Geburt anschaut.
In gewisser Weise ist die menschliche Geburt ein evolutionäres Rätsel, weil die Frage ist: Warum ist die menschliche Geburt so schwierig und manchmal auch zu schwierig? Also, warum passt manchmal das Neugeborene nur so knapp, oder in seltenen Fällen auch gar nicht, durch den mütterlichen Geburtskanal? – Philipp Mitteröcker, Leiter des Department für Theoretische Biologie an der Uni Wien
Geburtsprobleme werden immer häufiger. Und das erklärt Philipp Mitteröcker mit der Evolution: Zum einen ist es für die Fortbewegung von Vorteil, ein schmales Becken zu haben. Wenn es jedoch zur Geburt kommt, kann ein schmales Becken zu Problemen führen. Auf der anderen Seite ist es für das Kind evolutionär gesehen von Vorteil, einen großen Kopf und Körper zu haben. In dieser Hinsicht ist dann ein breites mütterliches Becken günstiger als ein schmales.
Diese gegensätzlichen evolutionären Dynamiken sind durch die Erfindung und regelmäßige Anwendung des Kaiserschnitts verändert worden. Denn nun geht der Trend hin zu einem schmalen Becken, da das Problem des „Schädel-Becken-Missverhältnis“ medizinisch gelöst worden ist.
Wie man die Evolution des Menschen heute erforschen kann und was die Schwierigkeiten dabei sind, darüber unterhält sich detektor.fm-Moderator Christian Erll mit der Redakteurin Lara-Lena Gödde. Sie hat mit Philipp Mitteröcker von der Uni Wien über medizinischen Fortschritt und Evolution gesprochen.
Forschungsquartett – Wissenschaft bei detektor.fm. Jede Woche blicken wir auf neue Entwicklungen und Ergebnisse in der deutschen Forschungslandschaft. Überall in Deutschland arbeiten Wissenschaftler daran, die Welt ein wenig besser zu machen. Wir schauen ihnen über die Schulter.