Riots: Ein Begriff, viele Übersetzungen
Riot bedeutet übersetzt: Unruhe, Aufstand, Krawall, Tumult oder Ausschreitung. Ein wahres Sammelsurium verschiedener Begriffe mit unterschiedlichen Konnotationen also. Trotzdem wird der Begriff „Riots“ auch in der deutschen Wissenschafts- und Medienlandschaft immer populärer.
Egal, ob die Unruhen in den Pariser Banlieus von 2005, die Proteste zum G20-Gipfel in Hamburg von 2017 oder die jüngste Protestwelle in den USA – alle werden sie hier und da als „Riot“ betitelt. Dabei sind diese Vorkommnisse nicht immer miteinander vergleichbar. Ein Begriffsvorschlag, der präziser und weniger emotionalisiert ist, lautete „gewaltvollen Ausschreitung“. Das klingt zwar nicht so elegant, beschreibe die Realität aber besser, meint Philippe Greif:
Um besser zu verstehen, wieso es zu solchen Ausschreitungen kommt, müsse der Einzelfall mehr in den Fokus gerückt werden. Durch Fragen wie: Wer sind die beteiligten Akteure? Wo finden die Ausschreitungen statt und welche strukturellen Mechanismen wirken hier, können wir besser verstehen, was hinter der jeweiligen Form von Gewalt steckt. Außerdem sei es wichtig, mit den Beteiligten zu sprechen. Der große Begriff „Riots“ verhindere diese Form der Auseinandersetzung eher.
Trennschärfe statt Emotionalisierung
In dieser Folge des Forschungsquartetts widmen sich detektor.fm-Redakteur Jonas Junack und detektor.fm-Moderatorin Leora Koch den Fragen, wie sich gewaltvolle Ausschreitungen analysieren lassen, welche Rolle Gewalt in der öffentlichen Wahrnehmung dabei spielt und welche Probleme mit dem Riot-Begriff einhergehen. Darüber haben wir mit Phillipe Greif vom Dissens Institut für Bildung und Forschung und Julika Mücke vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung gesprochen.