Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft
Orientierung: Nicht nur für Menschen wichtig
Gerade in einer komplexen Welt nicht die Orientierung zu verlieren, ist für viele Menschen eine große Herausforderung. Noch schwieriger als für Menschen kann dies aber bei Robotern sein. Sie müssen zahlreiche Hürden nehmen, um auch bei wechselnden Umweltbedingungen zurechtzukommen. Das kann schon bei einfachen alltäglichen Aufgaben schwierig werden: Schließlich wird etwa eine Spülmaschine nicht jedes Mal gleich eingeräumt, Besteck und Geschirr müssen nach dem Abwaschen an unterschiedlichen Orten untergebracht werden. Wie es gelingen kann, Robotern durch ein eigenes „Körperbewusstsein“ und fortlaufend neue Informationen die notwendige Orientierung auch für schwierige Aufgaben beizubringen, erklärt Dr. Michael Mühlebach vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen. Er beschreibt auch gewisse Parallelen zum menschlichen Lernen.
Wenn wir darüber nachdenken, wie ein Kind lernt, dann bekommt es auch immer laufend neue Informationen und verbessert sich und versucht neue Dinge.
Dr. Michael Mühlebach, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme
Landkarten im Gehirn: Das Navigationssystem im Hippocampus
Unser Orientierungssinn wird durch verschiedene Arten von Nervenzellen geprägt. Dazu gehören vor allem Orts-, Gitter- und Kompasszellen. Sie sorgen dafür, dass räumliche Eindrücke aufgenommen und sortiert werden und auch die Richtung von Objekten gemessen werden kann. Dadurch entsteht, einer Landkarte nicht unähnlich, eine Abbildung unseres Orientierungssinnes. Die Ortszellen befinden sich dabei im Hippocampus, einer der evolutionsgeschichtlich ältesten Regionen im Gehirn. Der Hippocampus und die dort vorhandenen Nervenzellen sind nicht nur für die Orientierung zuständig, sondern leisten auch wichtige Prozesse für unser Gedächtnis. Gerade im fortschreitenden Alter lässt sich in den betroffenen Hirnregionen ein abnehmendes „Kartengedächtnis“ feststellen. Die Forschung von Prof. Christian Doeller vom
Woran wir arbeiten ist, ob man mit den Erkenntnissen, dass das Navigationssystem im Gehirn möglicherweise Alzheimer-Erkrankungen früher diagnostizieren kann, schneller intervenieren könnte, für eine frühere Diagnostik.
Prof. Christian Doeller, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Gewolltes Nichtwissen: Warum weniger Informationen manchmal mehr helfen
Gerade in Zeiten sozialer Medien und einer scheinbar unendlichen Menge an Information, der wir im Internet und anderen Medien begegnen, fühlen sich viele Menschen überfordert. Wie kann man zum Beispiel richtige Informationen von falschen unterscheiden? Und was muss man wirklich wissen? Auf diese und weitere Fragen suchen das Team um Prof. Ralph Hertwig am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin Antworten. Sie und andere Forschende untersuchen dabei das „gewollte Nichtwissen“ (engl. deliberative ignorance). Unter diesem Begriff wird das Phänomen beschrieben, dass Menschen trotz des Zugangs zu Information in bestimmten Situationen auf diese lieber verzichten. Warum das zur Orientierung beiträgt, erklärt Hertwig im Interview.
Es ist eine aktive Entscheidung, Dinge nicht Wissen zu wollen, obgleich es zurerst so scheint, dass das Wissen eigentlich einen Nutzen bringen würde für die Person.
Prof. Ralph Hertwig am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
In dieser langen Ausgabe vom „Forschungsquartett“ dreht sich alles um das Thema „Orientierung“. detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat spricht mit Redakteur Lars Feyen über seine Recherchen. Die begleitenden Artikel zum Schwerpunkt-Thema „Universum“ finden sich auch in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Max Planck Forschung.