Studie zeigt: Zwei Drittel erleben Gewalt und Grenzverletzungen
Freundinnen und Freunde treffen, Teamgeist und Ablenkung vom Alltag – Vereinssport hat viele positive Seiten. Eine aktuelle Studie der Bergischen Universität Wuppertal und des Universitätsklinikum Ulm zeigt jedoch auch noch eine andere bittere Realität: Rund zwei Drittel der Befragten haben angegeben, schon einmal sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigungen oder Gewalt im Kontext des Vereinssports erlebt haben.
Zur Erhebung der Daten wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „SicherImSport“ eine Online-Befragung durchgeführt, bei der 4 367 volljährige Vereinsmitglieder rückblickend von ihren Erfahrungen berichtet haben. Dabei liegt es jedoch im Ermessen der einzelnen Personen, ob sie ihre Erfahrungen in einer solchen Studie preisgeben möchten oder nicht.
Niedrige Hürden für potenzielle Täter
Neben der Tatsache, dass sexualisierte Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, gibt es auch sportspezifische Risiken wie die Körperbetontheit von Sport sowie Vertrauens- und Machtverhältnisse zu Trainerinnen und Trainern. Außerdem sind gerade im Breitensport oft nur wenig oder gar keine Qualifikationen nötig, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu trainieren.
Wenn es nach Expertinnen und Experten geht, sollten Vereine deshalb Trainingslizenzen und ein erweitertes Führungszeugnis von potenziellen Trainerinnen und Trainern einfordern. Auch das Unterschreiben eines Ehren- und Verhaltenskodex’ und die Vorlage von Referenzen von anderen Sportvereinen könnten für mehr Sicherheit im Verein sorgen. Die aktuelle Bundesregierung aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP fordert außerdem in ihrem Koalitionsvertrag die Einrichtung einer unabhängigen Stelle für sicheren und gewaltfreien Sport in Deutschland.
Welche Rolle spielt sexualisierte Gewalt also im Vereinssport? detektor.fm-Redakteurin Lina Kordes hat mit der Sportsoziologin Professor Dr. Bettina Rulofs über ihre „SicherImSport“-Studie gesprochen und detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth davon erzählt.