Kontroverse Ergebnisse
Studien darüber, was im Gehirn bei sexueller Erregung passiert, gibt es zuhauf. Dabei wird beispielsweise die funktionelle Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt, die die Aktivitäten von bestimmten Gehirnregionen zeigt. Die Ergebnisse sind dabei jedoch nicht eindeutig. Das ist problematisch, da sie Vorurteilen über Männer und Frauen einen perfekten Nährboden liefern.
Eine Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen hat sich 61 dieser Studien noch einmal genauer angeschaut und die Ergebnisse von über 1 800 Probandinnen und Probanden neu analysiert. Dabei kam heraus: Beim Betrachten erotischer Inhalte reagieren die Gehirne von Männern und Frauen gleich. Der Mythos vom Mann, bei dem das Gehirn aussetzt, sobald er nackte Haut sieht, stimmt also so nicht.
Diese Studien waren Einzelstudien. Das heißt, da haben die Forscher sich auf eine einzige Hypothese fokussiert und, um es nett auszudrücken, manchmal auch eine Hypothese vorgezogen. Das heißt, sie sahen dann, was sie sehen wollten. Wir hingegen haben uns das Kollektive angeschaut, also die Sammlung aller Daten. – Dr. Hamid Noori, Mathematiker und Neurowissenschaftler
Wie also Sexualität erforschen?
Die Studie zeigt, dass auch wissenschaftliche Fakten hinterfragt werden müssen. Denn zum Beispiel die subjektive Wahrnehmung oder auch die Anzahl der Versuchspersonen können die Ergebnisse verfälschen. Dennoch spiegelt die Analyse der Forschenden in Tübingen lediglich den Status quo.
Über die Aussagekraft wissenschaftlicher Studien zur Sexualität hat detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit Dr. Hamid Noori gesprochen. Er hat zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die Daten von 61 Studien neu ausgewertet.