Wir starten in dieser Folge mal mit einem kleinen Rätsel. Ich lese euch die Wikipedia-Definition von einem astronomischen Phänomen vor und ihr ratet mal, worum es geht. Passt auf: Die Leuchtkraft des Sterns nimmt dabei Millionen bis Milliardenfach zu. Er wird für kurze Zeit so hell wie eine ganze Galaxie. Also, ein einzelner Stern setzt innerhalb von wenigen Sekunden so viel Energie frei wie ansonsten in einem Zeitraum von Milliarden von Jahren. Wobei passiert das? Was meint ihr? Die Rede ist vom explosivsten Ereignis, das unser Universum zu bieten hat: der Supernova. Wenn besonders massereiche Sterne ihren Brennstoff im Inneren verbraucht haben, dann geht nicht einfach das Licht aus, wie man vielleicht meinen könnte. Im Gegenteil: Es kommt zu einer gigantischen Explosion, die noch in riesiger Entfernung wahrnehmbar ist. Zumindest, wenn man die richtigen Instrumente dafür hat. Am Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf wird gerade ein solches Instrument in Betrieb genommen. Die Anlage macht es möglich, Supernovae – so heißen die im Plural – auf die Spur zu kommen. Und zwar anhand winziger Teilchen, die durch die Riesenexplosion auf eine lange Reise zu uns geschickt werden. Wie funktioniert das? Und was lernen wir dadurch über den Kosmos? Darum geht’s in dieser Folge vom Forschungsquartett in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf. Mein Name ist Caroline Breitschädel und ich hoffe, wir können euch gleich ein bisschen erleuchten. Im Grunde können wir nur froh sein, dass sich in letzter Zeit keine Supernova in der Nähe ereignet hat. Die Folgen für das Leben hier wären wohl ganz schön verheerend. Aber für die Astronomie ist das ein Problem, denn Astronominnen und Astronomen können nur mit dem arbeiten, was bei uns auf der Erde ankommt. Also Licht, Strahlung oder eben Teilchen. Und das ist bei sehr weit entfernten Phänomenen eben nicht sonderlich viel. Die Wissenschaft muss also versuchen, aus winzigsten Spuren möglichst viele Erkenntnisse zu gewinnen. Das versucht auch der Physiker Professor Anton Wallner vom Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf. Als Leiter der Abteilung Beschleuniger Massenspektrometrie und Isotopenforschung fandet er nach Hinweisen auf Supernovae da draußen im All. Zu diesem Zweck baut er gerade mit KollegInnen eine neue Maschine, den Helmholtz Accelerator Mass Spectrometer Tracing Environmental Radionuclides oder abgekürzt Hamster. Ein toller Anlass für meinen Kollegen Johannes Schmidt, mit Anton Wallner über das größte Feuerwerk im gesamten Kosmos zu sprechen und darüber, wie die neue Anlage genau funktioniert. Die erste Frage an Professor Wallner: Was machen er und sein Team da konkret am Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf? Ja, wir verwenden eine Methode, um seltene Spuren von Sternexplosionen auf der Erde nachzuweisen, beziehungsweise teilweise jetzt in neueren Projekten auch an Mondmaterial nachzuweisen. Spuren, die über Millionen Jahre auf der Erde eingetragen worden sind, können wir mit einer speziellen Methode, wir nennen das Beschleuniger Massenspektrometrie, nachweisen. Das sind seltene Isotope. Im Prinzip sind das Radionuklide, die auf der Erde nicht natürlich vorkommen. Und wenn wir diese Spuren finden, dann zeigen die uns, dass sie von außerhalb der Erde kommen müssen. Und in ganz speziellen Fällen gibt es bestimmte Atomsorten, die überhaupt nicht im Sonnensystem natürlicherweise vorhanden sind. Wenn wir die finden, dann ist das ein Hinweis, dass das aus dem interstellaren Raum kommen muss. Und wenn wir das mit Modellen verbinden, können wir auch sagen, zum Beispiel, dass bestimmte Atome von Supernova-Explosionen kommen müssen, ihren Weg durch das interstellare Medium gefunden haben und irgendwann auf der Erde gelandet sind. Und danach suchen wir. Also quasi Reisende aus fernen Welten, die zu uns ins Sonnensystem gelangen und uns Hinweise auf Vorgänge geben, die wir so ansonsten gar nicht beobachten könnten. Dann wollen wir vielleicht mal den wichtigsten Begriff zuerst klären. Haben wahrscheinlich auch die ein oder anderen schon mal gehört: Supernova. Was genau ist eine Supernova? Was passiert da? Ja, also Supernova ist sozusagen die letzte Phase beim Sternentod von sehr massiven Sternen. Sehr massive Sterne heißt, wenn die ungefähr in der Größenordnung von acht Sonnenmassen sind oder schwerer, dann ist in der letzten Phase kollabiert der Stern und schleudert große Mengen an Materialien ins interstellare Medium hinaus. Und das ist verbunden mit einer hellen Leuchterschädung, die man dann auch sehen kann. Typischerweise werden Supernovae in unserer Milchstraße so zweimal pro hundert Jahre erwartet. Es gibt ein paar direkte Beobachtungen, wo wir auch Aufzeichnungen davon haben. Das heißt, wir warten schon sehnsüchtig wieder auf die nächste Supernova, die wir direkt sehen möchten. Im Endeffekt ist es so, dass nach ein paar Millionen Jahren bei den sehr massiven Sternen eben der Brennstoff zu Ende geht und der Stern in sich kollabiert. Und durch diese Kollabierung gibt es eine Explosion, die Materie nach außen treibt. Viel Material wird abgestoßen und das beinhaltet auch frisch produzierte neue Elemente. Und diese neuen Elemente kommen wieder in den Kreislauf, in das interstellare Medium, sind Material, mit denen sich die nächsten Sterngenerationen wieder bilden können. Und wenn so eine Supernova zufälligerweise relativ nahe von einem Sonnensystem, von unserem Sonnensystem, stattfindet, dann gibt es eben die Möglichkeit, dass solches Material direkt ins Sonnensystem eindringt und dann irgendwo auch sich ablagern könnte. Vielleicht noch zum Verständnis: Worin besteht die Explosion? Weil wenn ich höre, der Stern kollabiert, dann klingt das ja erstmal nach einer Bewegung nach innen. Woher kommt dann die massive Bewegung nach außen? Ja, das sind relativ komplexe Modelle, die dahinterstehen. Im Endeffekt bildet sich bei einer Supernova entweder ein Neutronenstern oder ein schwarzes Loch. Bei dem Reinfallen des Materials, nachdem der Gravitationsdruck zu groß wird, also bei diesem Reinstürzen gibt es sozusagen eine Barriere, an der das ganze Material wieder abprallt und dann eine Stoßwelle nach außen sich bildet. Und in dieser Stoßwelle nach außen wird das äußere Material, die sogenannte Hülle des massiven Sterns, dann ins Weltall geschleudert. Und das ist dann auch sozusagen diese Explosion, die wir hier stattfinden. Übrig bleibt dann in der Regel entweder ein Neutronenstern, ein sehr kompaktes Objekt, das in der Größenordnung vielleicht von einer Sonnenmasse ist, oder es können dann auch schwarze Löcher entstehen, die entsprechend auch schwerer sein können. Und die Ausläufer dieser Druckwelle, die Sie gerade beschrieben haben, die interessieren Sie und Ihr Forscherteam. Sie fahnden nach den Spuren eben dieser Druckwelle, die bis zu uns gelangt ist. Vielleicht mal grundsätzlich gefragt: Was ist denn überhaupt das Interessante an Supernovae, an einer Supernova? Also klar, so ein riesiger Knall ist immer faszinierend, aber was lernen wir durch die Beobachtung von Supernovae über den Kosmos? Ja, also massive Sterne sind die wesentlichen Treiber für diese sogenannte galaktische chemische Evolution. Unser Sonnensystem selbst ist eigentlich das Produkt aus vielen Sterngenerationen, die vorher schon stattgefunden haben, bevor sich das Sonnensystem gebildet hat. Das heißt, die Häufigkeiten der Elemente, die wir in unserem Sonnensystem sehen, sind das Produkt von vorangegangenen Sternbrennphasen, wo neue Elemente gebildet werden. Das heißt, in massiven Sternen oder in Sternen ganz allgemein werden neue Elemente gebildet, es finden Kernreaktionen statt und teilweise wird dieses Material dann wieder in das interstellare Medium abgegeben. Massive Sterne sind die wesentlichen Komponenten hier, die dieses Material wieder zurückgeben in das interstellare Medium. Insofern ist es interessant und wichtig zu verstehen, was sich in diesen massiven Sternen tut, weil unser Sonnensystem in der Häufigkeit eben das Produkt von solchen Sterngenerationen früherer Art ist. Und Supernovae sind wesentlich, weil hier insbesondere auch die schwereren Elemente gebildet werden. Die Bildung von schweren Elementen ist zurzeit einer der großen Unbekannten noch in der Astrophysik. Die Hälfte der schweren Elemente kennen wir auch recht gut, das ist in den sogenannten stellaren Brennphasen der Fall, wo Neutronen einfach schwerere Elemente bilden. Aber die Hälfte der schweren Elemente muss in einem explosiven Szenario gebildet werden. Und wo das genau stattfindet, ist jetzt in den letzten Jahrzehnten immer eine große Frage. Ursprünglich war die Idee, dass die Supernovae wesentlich dazu beitragen, diesen sogenannten R-Prozess, das ist ein Rapid Neutron Capture Prozess oder schneller Neutroneneinfangprozess, dass Supernovae hier beitragen. In den letzten Jahren ist man nicht mehr so sicher. Es kann sein, dass es bestimmte Untergruppen von Supernovae gibt, die vielleicht hier noch eine wesentliche Rolle spielen. Aber nichtsdestotrotz, für die Elementbildung sind die massiven Sterne und die Supernovae sehr wesentlich. Eine zweite interessante Sache ist eigentlich, was passiert mit der Erde oder mit dem Sonnensystem, wenn eine Supernova explodiert in der Nähe. Wenn es jetzt relativ nahe stattfindet, wird ja Material ausgeschleudert. Es gibt auch eine erhöhte kosmische Strahlung, die auf das Sonnensystem und insbesondere auf die Erde dann treffen kann. Möglicherweise wird auch dieser Schutzschirm, dieser sogenannten Heliosphäre, die das ganze innere Sonnensystem schützt vor dem Eindringen der kosmischen Strahlung, dadurch verändert. Das heißt, es könnte einen Impact haben auf die Biosphäre. Es könnte möglicherweise in der Vergangenheit, wenn sehr nahe Supernova-Explosionen stattgefunden hätten, auch zu Massensterben führen. Das ist eine weitere Frage, die hier offen ist und die wir eventuell etwas untersuchen können. Gibt es Hinweise darauf, dass die Erde schon mal in der Form heftig getroffen worden ist von so einer Ausläuferwelle? Also klar, wir haben gerade gehört, gewisse Atome können nur deshalb auf der Erde sein, weil es vorher Supernovae gegeben hat, durch die die dann im Laufe der Zeit zu uns rübergekommen sind. Wurde die Erde schon mal heftig getroffen im Sinne von einem Massensterben oder einer Umwälzung des globalen Klimas, so wie Sie es gerade angedeutet haben? Nein, wir haben keine direkten Hinweise. Wir wissen, dass es mehrere Massensterben gegeben hat, also fünf in den letzten mehreren hundert Millionen Jahren. Es gab auch diese bekannte Untersuchung, mal diese Sauriersterben, das vor 66 Millionen Jahren stattgefunden hat, dass das möglicherweise durch eine Supernova verursacht hätte sein können. Da gab es auch Untersuchungen dazu. Letztendlich ist die plausibelste Erklärung ein Asteroiden-Einschlag. Wir haben nichtsdestotrotz auch Proben dahingehend untersucht, um zu sehen, ob eventuell Spuren von kosmischen Explosionen in diesen Ablagerungen auch zu finden sind und haben auch nichts gefunden, also mit einer sehr empfindlichen Methode. Das heißt, direkte Hinweise gibt es nicht. Man kann sich überlegen, wie wahrscheinlich ist so etwas, dass es direkt zu einem Massensterben führt. Ist nicht so wahrscheinlich. Es kann aber sein, dass es indirekte Auswirkungen hat. Und da gibt es in letzter Zeit sehr viele Publikationen dazu. Zum Beispiel, dass sich die Wolkenbildung ändert, dass es zu mehr Waldbränden führt, dass möglicherweise die kosmische Strahlung bzw. auch Myonen, die dann mit sozusagen auf die Erde treffen, DNA-Schädigungen beschleunigen und letztendlich hier zu einer stärkeren Mutationsrate kommen könnte. Das heißt, indirekt können solche kosmischen Ereignisse sehr wohl einen Einfluss haben. Und das ist auch zurzeit relativ spekulativ noch, aber es ist natürlich, weil es interessant ist, auch hochaktuell und wird sehr stark befolgt. Ja, Sie sind ein regelrechter Fahnder nach diesen Ereignissen, nach diesen Phänomenen. Und wie jeder andere Fahnder auch brauchen Sie gewisse Vorgehensweisen, gewisse Instrumente, mit denen Sie arbeiten können. Und in der Astronomie ist es ja grundsätzlich so: Wir können immer nur mit dem arbeiten, was von außen zu uns zur Erde kommt, an Licht, an elektromagnetischen Wellen oder eben auch an Teilchen und Atomen. Und da kommen Sie, und da kommt auch der Hamster ins Spiel. Also vielleicht erst mal gefragt: Was kommt von der Supernova bei uns an und was untersuchen Sie davon? Worum geht’s da? Ja, also wir suchen nach ganz geringen Spuren von sogenannten Atomen, die nicht natürlicherweise auf der Erde vorhanden sind. Das ist das Wesentliche. Wir können nicht nach stabilen Elementen suchen, die sehr häufig sind, weil ein kleiner zusätzlicher Eintrag, der von außen kommt, den können wir nicht nachweisen. Das ist zu wenig Änderung. Wenn wir aber nach Atomen oder Isotopen suchen, die von Haus aus natürlicherweise sehr gering oder gar nicht vorhanden sind, dann ist eine Änderung einfacher nachzuweisen. Wir brauchen nur eine Methode dazu, eine sehr empfindliche Methode dazu, um diese Spuren irgendwie zu finden. Und das, was wir verwenden, nennt sich Beschleuniger Massenspektrometrie. Das ist eine Methode, in der man einzelne Atome wirklich zählen kann. Und zwar suchen wir nach Radionukliden, die sehr selten auf der Erde sind. Und warum Radionuklide? Weil Radionuklide zerfallen über die Zeit. Damit sie vorhanden sind, müssen sie auch wieder produziert werden. Das heißt, in der Regel haben wir hier ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Zerfall, meistens auf einem sehr niedrigen Niveau. Das heißt, es sind geringe Spuren vorhanden. Ändert sich jetzt das Gleichgewicht, zum Beispiel ändert sich jetzt die Produktionsrate, dann ändert sich auch der Gehalt. Und wenn sehr geringe Mengen vorhanden sind, sind diese Änderungen einfacher nachzuweisen, als wenn man sozusagen von Haus aus schon ein sehr hohes Signal hätte. Dann wären geringste Änderungen natürlich viel schwieriger nachzuweisen. Wir haben uns jetzt spezialisiert auf ein paar Isotope, die nicht natürlicherweise auf der Erde vorhanden sind. Eines davon ist ein Eisen-Isotop, ein anderes ist ein Plutonium-Isotop, also sehr schwer, die wir, wenn wir sie finden, können Hinweise darauf geben, dass das aus dem Weltall kommen muss. Und die Messmethodik dazu wurde in den letzten Jahren sehr stark perfektioniert, sodass wir sehr empfindlich in verschiedenen Archiven, sowohl auf der Erde wie auch auf dem Mond, jetzt Spuren dieser Radionuklide suchen und auch schon gefunden haben. Ja, das wollen wir noch ein bisschen besser und näher verstehen. Sie haben gerade den Begriff Isotopen schon genannt. Es geht insbesondere um einen Eisen-Isotop und einen Plutonium-Isotop. Die sind radioaktiv, das heißt, sie zerfallen im Laufe der Zeit. Und genau diese Eigenschaft machen Sie sich zunutze, um das rückzuverfolgen. Vielleicht können Sie uns das mal eine Runde erklären. Was hat es mit den Isotopen und mit der Halbwertszeit dieser radioaktiven Isotope auf sich? Und vor allem, was können Sie daraus Schlussfolgern? Ja, was sind Isotope? Beziehungsweise, wenn wir noch einmal zurückkommen auch auf die Methode, die wir verwenden: Beschleuniger Massenspektrometrie ist die Methode, auch die zur Radiokarbondatierung verwendet wird oder zur C14 Methode verwendet wird. Hier ist es ähnlich. Das C14 ist ein radioaktives Isotop von Kohlenstoff. Und wir haben stabilen Kohlenstoff auf der Erde und die besteht aus einer unterschiedlichen Anzahl an Neutronen. Und wenn ich zu viele Neutronen in ein Kohlenstoffatom hineinpacke, also mehr Neutronen dazugebe, dann wird es irgendwann nicht mehr stabil sein, sondern instabil. Kohlenstoff zerfällt mit einer Halbwertszeit von 5700 Jahren. Und das heißt, der Gehalt an Kohlenstoff, wenn nichts mehr nachgeliefert wird, wird immer weniger, weil im C14 zerfällt. Diese Methode, Beschleuniger Massenspektrometrie, erlaubt uns jetzt, C14 sehr empfindlich nachzuweisen, indem wir es direkt zählen. Langlebige Radionuklide wie C14 oder auch Eisen 60 zerfallen ja sehr langsam. Das heißt, wenn ich den Zerfall nachweisen möchte, dann muss ich sehr lange warten, bis der Sensor zerfällt. Ich brauche sehr viele Atome, damit ich genügend Zerfälle nachweisen kann. Was wir nutzen, Beschleuniger Massenspektrometrie, wir schauen nicht auf den Zerfall, sondern wir zählen direkt die Atome, indem wir sie durch eine Maschine schicken, die als Filter wirkt und alles aussortiert, was nicht C14 ist. Und dann im Endeffekt der restliche Teil eines sogenannten Ionenstrahls kommt dann in einen Teilchendetektor und wird dort gezählt. Und wir identifizieren dann die Teilchen, die dort reinkommen und können eindeutig sagen, das ist jetzt ein C14-Atom oder für unsere Anwendung in der Astrophysik, das ist jetzt ein Eisen-60-Atom oder das ist jetzt ein Plutonium-244-Atom. Das heißt, die Beschleuniger Massenspektrometrie ist eine große Sortiermaschine oder Filteranlage, um alles Mögliche andere rauszusortieren und um im Endeffekt eine eindeutige Signatur in einem Teilchendetektor zu haben. C14 ist sehr häufig in der Umwelt vorhanden. Da werden unsere Anlagen, die wir verwenden, 100 Teilchen pro Sekunde vielleicht sogar erzeugen im Detektor, wenn es eine moderne Probe ist. Für Eisen 60, das sehr selten ist und auf der Erde gar nicht natürlich vorhanden ist, müssen wir stundenlang warten, um überhaupt ein Ereignis festzustellen. Das kann sogar Tage dauern. Bei Plutonium ist es noch seltener. Bei Plutonium haben wir teilweise einige Tage Messzeit, um überhaupt ein Atom nachzuweisen. Das heißt, die Methode ist sehr empfindlich und im Wesentlichen sehr untergrundarm. Und das ist wichtig, weil die Spuren, die wir vom Weltall erwarten, auch sehr gering sind. Wir erwarten hier nur ein paar Atome pro Jahr pro Quadratzentimeter für Eisen. Das heißt, das Eisen-60, das von der Supernova kommt, trifft auf die Erde typischerweise mit einem Atom pro Quadratzentimeter und Jahr zurzeit. Das heißt, das ist sehr wenig. Plutonium ist noch einmal 10.000 Mal weniger oder 100.000 Mal weniger. Das heißt, wir müssen hier fast Millionen Jahre warten, bis ein paar Atome in irgendwelchen Archiven abgesondert werden, die wir dann nachweisen können. Ja, und Sie haben ja auch mit Ihrem Team am Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf noch eine jetzt noch mal viel feinere Anlage entwickelt, nämlich den Hamster, so heißt er abgekürzt, um eben diesen Eisen- und Plutonium-Isotopen auf die Spur zu kommen. Wenn Sie die jetzt finden, wissen Sie, die können nicht von der Erde stammen. Das kann nicht sein. Die müssen von außen reingekommen sein, wahrscheinlich entstanden im Zusammenhang mit einer Supernova zum Beispiel. Wenn Sie die jetzt finden mit Ihrem neuen Hamster, was können Sie daraus für Rückschlüsse ziehen? Also welches Potenzial bietet die neue Anlage? Welche neuen Erkenntnisse erhoffen Sie sich da? Ja, die neue Anlage jetzt wird empfindlicher sein als bisherige Anlagen. Wir haben schon eine AMS-Anlage am Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf, die ist aber nicht so speziell ausgestattet, um genau diese interstellaren Radionuklide nachweisen zu können. Bis jetzt mussten wir da ins Ausland gehen, hauptsächlich nach Australien. In Sydney gab es eine Anlage, die sehr speziell für Plutonium empfindlich war und so dahingehend designt wurde. Und dann gibt es noch in Canberra, an der Hauptstadt Australiens, eine große AMS-Anlage, die speziell für Eisen-60 genutzt wird. Und das ist jetzt zurzeit auch die einzige Anlage weltweit, die dafür verwendet werden kann. Unsere neue Anlage Hamster ist teilweise eine Weiterentwicklung von der Anlage in Sydney. Also insbesondere für die Akteniden wie Plutonium-244, das wir nachweisen möchten, besonders geeignet. Es hat ein paar spezielle zusätzliche Filter noch und den Untergrund nochmals weiter zu unterdrücken. Aber ganz wichtig ist auch die Gesamtnachweiseffizienz. Nachdem nur ein paar Atome vorhanden sind in unserer Probe, müssen wir schauen, dass wir möglichst alle in den Detektor bekommen. Und die Nachweiseffizienz sollte hier nochmals etwas besser werden als es bisher der Fall war. Die neue Anlage hat auch zusätzliche Filter für weiteren Untergrund. Wenn wir neue Isotope suchen möchten, gibt es teilweise anderen Untergrund. Und dafür verwenden wir neueste Methoden jetzt, sodass wir unseren Ansatz, interstellare Radionuklide zu finden, erweitern können auf zusätzliche Isotope, die dann eine weitere Information geben, entweder woher kommen die oder wann sind sie produziert worden. Aber damit wir es besser verstehen, welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich? Welche neuen Erkenntnisse erhoffen Sie sich davon? Weil wir haben ja eben schon gehört, der Grundmechanismus ist wohl schon verstanden. Man weiß, woher diese Isotope kommen. Was vielleicht zum Abschluss in die Zukunft gefragt: Welche Frage erhoffen Sie sich zu klären mithilfe der neuen feineren Anlagen? Was steht da zu hoffen? Wie vorhin schon erwähnt, ein großes Rätsel in der Astrophysik oder in der Physik noch allgemein ist, wo und wann werden die schweren Elemente im Kosmos gebildet? Dieser sogenannte R-Prozess, das ist ein explosives Szenario, das über Neutronen die schweren Elemente bildet. Wir wissen, dass es existiert. Wir haben auf der Erde Uran, Thorium, das sind Aktenide, die müssen über diesen Prozess gebildet werden. Aber wir wissen nicht, wann und wo das stattfindet. Und eine der geläufigsten Kandidaten sind Neutronenstern-Verschmelzungen, sogenannte Neutron Star Merger. Andere Kandidaten wären spezielle Untergruppen von Supernovae, die ebenfalls Bedingungen bieten, die diese schweren Elemente erzeugen können. Wir suchen nach Eisen-60, das in den massiven Sternen erzeugt wird und in den Supernova-Explosionen dann ausgestoßen wird. Das haben wir auch nachgewiesen. Wir finden zwei Einträge in den letzten zehn Millionen Jahren, wo wir wissen, dass eine Supernova-Explosion stattgefunden haben muss in nicht zu großer Entfernung vom Sonnensystem, aber ausreichend weit, weg, sodass man keine direkten Auswirkungen auf die Biosphäre natürlich erwartet. Dieses Eisen-60 wurde nachgewiesen und wollen wir in Zukunft noch empfindlicher messen und mit einer besseren Auflösung messen. Auf der anderen Seite haben wir auch Plutonium-244 nachgewiesen, wo wir nicht wissen, wo das produziert wird, weil es ein sogenanntes R-Prozessnuklid ist. Wir wollen das jetzt verbinden mit dem Eisen-60, um zu sehen, ob das Supernova-Eisen-60 irgendwie korreliert mit dem Plutonium-244. Und das wird erweitert werden in Zukunft dann auch noch zu weiteren Isotopen. Das soll uns erlauben festzustellen, wann wurden diese schweren Elemente gebildet, wie häufig werden sie gebildet und gibt es in der Möglichkeit, dass in den letzten paar Millionen Jahren möglicherweise auch ein R-Prozess in der Nähe vom Sonnensystem stattgefunden hat? Das ist ein Schwerpunkt, den wir zurzeit haben. Und ein weiterer Schwerpunkt ist auch noch die Supernova-Aktivität in der Nähe des Sonnensystems besser auszumessen, um zu verstehen, gibt es möglicherweise eben wirklich Korrelationen zwischen nahen Supernova-Explosionen und irgendwelchen klimatischen Änderungen, zum Beispiel auf der Erde. Das zwar höchst spekulativ ist, aber dennoch interessant ist, ein bisschen sozusagen von der wissenschaftlichen Seite hier noch einmal genauer zu beleuchten. Aus ein paar wenigen Atomen, die auf der Erde landen, Rückschlüsse über die gewaltigsten Ereignisse im Kosmos ziehen. Das ist die Mission von Professor Anton Wallner und seinem Team der Abteilung Beschleuniger Massenspektrometrie und Isotopenforschung am Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf. Wallner hofft, mithilfe der Beschleuniger Massenspektrometrie-Anlage Hamster neues über Supernovae herausfinden zu können. So könnte die neue Anlage etwa helfen zu verstehen, wo die schweren Elemente herkommen und wie sie entstehen. Denn die sind nicht irdischen Ursprungs, sie sind Sternenstaub, der zu uns herübergeweht wurde. Ja, so poetisch kann Physik sein. Und damit kommen wir zum Ende dieser Forschungsquartett Folge, die in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf entstanden ist und für die mein Kollege Johannes Schmitt mit dem Physiker Anton Wallner gesprochen hat. Recherche und Skript kommen ebenfalls von Johannes Schmitt. Vielen Dank. Und die Redaktion haben er und ich gemeinsam übernommen. Ich bin Caroline Breitschädel und ich danke euch da draußen fürs Zuhören und verabschiede mich mit galaktischen Grüßen. Was sonst? Bis nächste Woche. Das Forschungsquartett: Wissenschaft bei detektor.fm.