Kontroverse These der Verwandtschaft
Türkisch und Japanisch sind zwei Sprachen, die auf den ersten Blick äußerst unterschiedlich erscheinen. Geografische Entfernung, verschiedene Schriftsysteme, verschiedene Kulturräume. Und dennoch: Seit Jahrzehnten gibt es in der Sprachwissenschaft die These der sogenannten altaischen oder transeurasischen Sprachen. Dabei soll es sich um eine Sprachfamilie handeln, die einen gemeinsamen Ursprung aufweist. Als Belege dafür hat man zum Beispiel zahlreiche Ähnlichkeiten in der Grammatik bei Sprachen wie Türkisch oder Japanisch herangezogen. Doch die These wurde weiterhin kontrovers diskutiert.
Transeurasische Sprachen: Verbreitung durch die Landwirtschaft
Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe aus Linguistik, Genetik und Archäologie hat jetzt zahlreiche Beweise geliefert, die diese ältere These nun belegt und durch neue Erkenntnisse erweitert. Transeurasische Sprachen haben sich demnach vom Nordosten Chinas aus verbreitet. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Ausbreitung der Landwirtschaft. Besonders die Nutzung von Hirse und Reis in verschiedenen Regionen und ein umfangreicher Vergleich von Vokabular im Bereich der Landwirtschaft liefert neue Erkenntnisse. Archäologische Funde sowie genetische Untersuchungen deuten ebenfalls in diese Richtung und verstärken so die These der Sprachverwandtschaft. Zahlreiche Institute und Forschende aus verschiedenen Ländern haben die Ergebnisse gemeinsam zusammengetragen.
Für die neue Ausgabe vom Forschungsquartett hat detektor.fm-Redakteur Lars Feyen mit Prof. Martine Robbeets gesprochen. Sie forscht am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und hat die neue interdisziplinäre Studie geleitet. Sie erklärt, wie sich die Verwandtschaft für transeurasische Sprachen belegen lässt und wie man die Verbindungen noch in den heutigen Sprachen erkennen kann.