Viele Universitäten entdecken gerade ihre Sammlungen wieder. Wiederentdecken ist dabei wörtlich gemeint, denn einige Sammlungen sind außerhalb ihrer Institute bis vor kurzem noch unbekannt gewesen. In Leipzig beispielsweise tauchten medizinhistorische Sammlungen der Rechtsmedizin und der Frauenheilkunde auf.
Bestandsaufnahme universitärer Sammlungen
Diese Entwicklung ist durch eine Bestandsaufnahme des Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik an der Humboldt-Universität in Berlin angeregt worden. Die dort angesiedelte Koordinierungsstelle für universitäre Sammlungen unter der Leitung von Dr. Cornelia Weber hat Kennzahlen zu allen deutschen universitären Sammlungen erhoben und sie jetzt in einem Internetportal öffentlich zugänglich gemacht. Im Zuge der Erhebung meldeten sich dann plötzlich Institute, von denen man gar nicht wusste, dass sie über Sammlungen verfügten, erzählt Weber.
Objekte der Neugierde
Sammlungen sind meistens an Institute gekoppelt und werden von diesen auch verwaltet. Das ist historisch bedingt und erlaubt in der Praxis einen unbürokratischen Einsatz der Objekte in Forschung und Lehre. Gleichzeitig sind die Sammlungen damit aber rechtlich ungeschützt. Denn wechselt die Institutsleitung, sind die mündlichen Absprachen über den Umgang mit den Objekten hinfällig. Manche Sammlung dürfte so bereits verloren gegangen sein.
Die Sammlungen entdecken
Dabei ist die Arbeit mit den Sammlungen eigentlich im Trend. Die Universität Tübingen etwa hat 2006 das Museum der Universität Tübingen gegründet, das als Dachinstitution aller Sammlungen fungiert und diese dauerhaft der Öffentlichkeit zugängig machen will. Hier wie auch an einigen anderen Universitäten werden Praxisseminare angeboten, in denen Studierende selber Ausstellungen mit den Objekten der Sammlungen realisieren können.
Zusammenhänge verstehen, Wissen vermitteln
Gerade abstrakte Inhalte aktueller Forschung lassen sich so visualisieren und sogar Laienverständlich aufbereiten. Es gewinnen aber nicht nur die Besucher, sondern vor allem die beteiligten Studierenden. Zum einen müssen diese dabei ein Produkt einer viel größeren Öffentlichkeit präsentieren als es bei einer Hausarbeit der Fall sei, sagt Cornelia Weber. Das bringe sie dazu, in die wissenschaftliche Arbeit wirklich involviert zu werden. Für Prof. Dr. Josef Focht vom Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig ist die Ausstellung zudem ein völlig anderes Wissenskonzept, denn durch die vielen Verweise und Zusammenhänge zwischen ausgestellten Objekten ließe sich viel mehr ausdrücken als in einem bloßen Text. Es ist praktisch eine andere Form der Wissenschaft als der bloße Text, der möglicherweise noch mit Abbildungen und Diagrammen versehen ist.
Redaktion: Mike Sattler.