Gegen die Angst
Wer als Kind einmal vom Baum gefallen ist, hat vielleicht bis heute Angst vorm Klettern. Die Erinnerung an den Sturz von damals kann somit bis in die Gegenwart hinein das Verhalten einer Person steuern. Wer etwas gegen diese oder andere Ängste tun möchte, kann sich ihnen stellen. Zum Beispiel in einer Therapie, in der man in einer sicheren Umgebung und mithilfe von Therapeuten die Ängste aufarbeitet. Dass solche Therapien erfolgreich sein können, wissen Forscher bereits seit längerem. Was dabei in unseren Nervenzellen passiert, das war lange ungeklärt.
Die Gedächtnisspur verändert sich
Erlebnisse werden als Erinnerungen im menschlichen Gedächtnis gespeichert. Eine Gruppe von Nervenzellen kann dabei für verschiedene Teile dieser Erinnerungen stehen. Hirnforscher nennen solche Phänomene Engramme oder Gedächtnisspuren. Genau die verändern sich bei einer Therapie. Was dabei genau abläuft, untersuchen Wissenschaftler von der ETH Lausanne. Die Forscher rund um Johannes Gräff wollen wissen, was mit der Gedächtnisspur passiert, in der die jeweilige Angst gespeichert ist. In ihrer Studie haben sie herausgefunden, dass diese Gedächtnisspuren im Laufe einer Therapie umgeschrieben werden.
Wir konnten zeigen, dass eine Umschreibung der Angst-Gedächtnisspur stattfindet. Wenn sie also zum Beispiel zum Baum zurückgehen, aktivieren sie diese Gedächtnisspur. Jedes Mal, wenn das passiert, wird die Spur modifizierbar. Dadurch kann man jedes Mal neue Informationen zur ursprünglichen Angst hinzulernen. – Johannes Gräff, Neurowissenschaftler an der ETH Lausanne
Mäuse bieten eine Antwort
Dafür haben sie die Nervenzellen von Mäusen untersucht. Für ihren Versuch haben die Forscher die Mäuse in Kisten gesetzt, in denen sie leichte Elektroschocks bekamen. Im zweiten Schritt wurden die Mäuse wieder in die gleiche Kiste gesetzt – und reagierten darauf mit Angst. Weil den Mäusen allerdings in den folgenden Schritten keine Schocks zugeführt wurden, konnten die ihre Angst verlernen. Was dabei in ihren Gedächtnisspuren passiert ist, konnten die Forscher dank moderner Gentechnik beobachten.
Was passiert in den Nervenzellen, wenn wir uns unseren Ängsten stellen? Das erklärt Johannes Gräff von der ETH Lausanne detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz.
Wenn Sie unter Angst leiden oder Fragen zu einer Therapie haben, bekommen Sie erste Hilfe bei der Deutschen Depressionshilfe.
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