Wissenschaft und Macht
Wissenschaft und Machtverhältnisse hängen eng miteinander zusammen: Beispielsweise war die wissenschaftliche Forschung in Europa lange Zeit mit dem Kolonialismus verquickt – „insbesondere im Feld einer „rassenanthropologischen“ Pseudowissenschaft, die Hierarchien zwischen Gruppen von Menschen konstruierte“. So versuchten Europäer und Europäerinnen durch „Rassentheorien“ zu legitimieren, dass sie Menschen versklavten, ausbeuteten und ermordeten. Diese Verstrickungen der Wissenschaften mit dem Kolonialismus wirken bis heute nach.
Epistemische Gewalt
Die Epistemologie oder Wissenschaftstheorie beschäftigt sich unter anderem damit, wie Wissen produziert wird und wessen Wissen als legitim gilt. Epistemische Gewalt beschreibt Gewalt und Ungleichheitsverhältnisse, die mit Wissen und Wissenschaft zu tun haben.
Bekannt wurde der Begriff der epistemischen Gewalt vor allem durch die postkoloniale Theoretikerin Gayatri Spivak: Sie hat ihn in ihrem einflussreichen Essay „Can the Subaltern Speak?“ gebraucht. Der Begriff wird vor allem im Bereich der dekolonialen, postkolonialen und feministischen Theorie verwendet.
Die Politikwissenschaftlerin Claudia Brunner hat es sich zum Ziel gemacht, den Begriff der epistemischen Gewalt zu konzeptualisieren. Sie ist assoziierte Professorin am Zentrum für Friedensforschung und Friedensbildung an der Universität Klagenfurt und leitet ein Forschungsprojekt zu epistemischer Gewalt. detektor.fm-Redakteurin Alea Rentmeister hat sie gefragt, wie das Konzept der epistemischen Gewalt hilft, Zusammenhänge zwischen Wissen und Macht sichtbar zu machen. Von ihren Recherchen berichtet sie detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth in der neuen Folge des Forschungsquartetts.