Der rationale Mensch
Rational oder Emotional? Menschen ordnen sich gerne einem bestimmten Entscheidungstyp zu. Allerdings hat diese Einordnung kaum eine Grundlage, wenn man den neuesten Forschungsergebnissen von Dr. Bojana Kuzmanovic und ihrem Team glaubt.
Einflüsse von unseren Wünschen und unseren Werten sind immer da, egal was wir tun. Denn das Gehirn ist genau dafür aufgebaut. Sodass unser Handeln auch von unseren Zielen und Wünschen geleitet ist. – Dr. Bojana Kuzmanovic, Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung
Tatsächlich weiß man schon lange, dass es den ultimativ-rationalen Menschen gar nicht gibt. Oder auch nicht geben sollte. Denn schon 1982 fand der Neurologe Antonio Damasio heraus, dass Menschen, die keine Gefühle mehr hatten, komplett entscheidungsunfähig wurden.
Wunschdenken und Urteilsbildung
Die Forscher des Max-Planck-Institutes für Stoffwechselforschung konnten jetzt zeigen, wie das Belohnungssystem im Gehirn insbesondere bei komplexen und unübersichtlichen Sachverhalten die eigene Wunschvorstellung zur Urteilsbildung nutzt. Damit ist klar: Nicht nur äußere Einflüsse und Gefühle beeinflussen unsere Urteilsbildung. Auch was wir uns wünschen bestimmt unser letztes Urteil. Das kann auch negative Folgen haben.
Das Problem sind Entscheidungen, die mit großer Unsicherheit behaftet sind. Und Entscheidungen, die uns persönlich wichtig sind. Man kann sagen, sobald wir eine Präferenz für eine Schlussfolgerung haben, laufen wir Gefahr, dass unser Urteil davon beeinflusst ist. – Dr. Bojana Kuzmanovic
Wie sowohl unser Wunschdenken unsere Urteile beeinflusst, als auch das Belohnungszentrum im Gehirn Einfluss auf einen Bereich nimmt, der eigentlich für rationales Denken konzipiert ist, das hat Dr. Bojana Kuzmanovic vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung herausgefunden. Redakteurin Bernadette Huber hat die Forscherin interviewt und mit detektor.fm-Moderator Lars Hendrik Setz über Wunschdenken und Urteilsbildung gesprochen.