Die Weltbevölkerung wächst und immer dringender stellt sich die Frage, wie alle Menschen künftig ernährt werden sollen. Eine Lösung wäre, Weizen zu züchten, der nährstoffreicher, stabiler und anpassungsfähiger ist. Dafür braucht es umfassende Kenntnisse über das Erbgut von Weizen.
Genome und Geschichte
An dieser Grundlagenforschung ist auch die WHEALBI-Studie beteiligt, an der Forschende aus ganz Europa arbeiten. Das Team untersucht die genetische Vielfalt des heutigen Brotweizens. Dafür haben sie das Erbgut von 480 verschiedenen Weizensorten untersucht. Quasi nebenbei haben sie dabei entdeckt, dass sich auch Ereignisse der menschlichen Geschichte im Genom des Weizen ablesen lassen.
Die Geschichte des Weizens ist eng mit der des Menschen verknüpft. Immerhin handelt es sich dabei um eine wichtige Nutzpflanze, die der Mensch schon seit 10.000 Jahren anbaut und kultiviert. Dementsprechend finden sich im Genom von Weizen auch Markierungen, wenn sich die Züchtung verändert. Klaus Mayer vom Helmholtz Zentrum München ist der wissenschaftliche Ansprechpartner der Studie. Er veranschaulicht diesen Effekt:
Zum Beispiel erkennen wir eine sehr klare Trennung der östlichen und westlichen Populationen während der Zeit des Kalten Krieges. Damals war der Austausch an Gen- und Züchtungsmaterial zwischen Ost und West sehr eingeschränkt und das spiegelt sich sofort in den genomischen Signaturen wieder. – Klaus Mayer, Spezialist für Genombiologie
13 Jahre Forschung an Weizen-DNA
Die WHEALBI-Studie basiert auf den neuen Methoden zur Entschlüsselung des Erbguts von Weizen. Um die zu entwickeln, waren zuvor ganze dreizehn Jahre intensiver Forschung notwendig. Da das pflanzliche Erbgut sowohl größer als auch komplexer als das des Menschen ist, verkündeten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erst 2018, dass das Genom von Brotweizen vollständig entschlüsselt sei.
Was uns die Gene des Weizens über unsere Geschichte verraten, erklärt Redakteurin Eva Weber im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Erll. Zuvor hat sie mit Klaus Mayer vom Helmholtz Zentrum München gesprochen.
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