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Der Nationalerbe-Baum Nr. 2 , der Gingko im Schlosspark Jahnishausen bei Riesa.

Gartenradio | Nationalerbe-Baum

Das Methusalem-Projekt

Der Baumbiologe Andreas Roloff unterstützt Baum-Senioren dabei, in Würde uralt zu werden. 

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Es gibt hierzulande eine ganze Reihe von Baumarten, die eintausend Jahre alt werden können – manche sogar noch älter, wenn man sie ließe. Dazu gehören die Eibe, die Stiel- und Traubeneiche, der Ginkgo, die Esskastanie, die Europäische Lärche, die Sommer- sowie die Winterlinde. Leider erreichen nur wenige das biblische Alter. Das soll sich ändern.

Was ist ein Nationalerbe-Baum?

Im Laufe der nächsten Jahre will Prof. Andreas Roloff, Baumbiologe an der TU Dresden, bundesweit einhundert Nationalerbe-Bäume ausrufen. Das bedeutet, die Bäume stehen unter besonderem Schutz. Fachleute übernehmen die „Altenpflege“ und die Nationalerbe-Baum-Initiative übernimmt die Finanzierung dieser alterssensiblen Baumpflege. Vier Bäume wurden schon zu Nationalerbe-Bäumen ernannt: die „Dicke Linde“ in Heede im Emsland, der Gingko im sächsischen Jahnishausen, eine Eibe in der Nähe von Kiel und eine Stiel-Eiche im bayerischen Nagel bei Küps.

Wer kann Nationalerbe-Baum werden?

Die Initiative von Andreas Roloff scheint einen Nerv getroffen zu haben. „Es sind mehrere Wunder passiert“, schwärmt er. Kaum hatte er in einer Fachzeitung über seine Nationalerbe-Baum-Idee geschrieben, meldete sich die Stihl-Stiftung und sicherte die Finanzierung für die nächsten fünf Jahre zu. In den Medien wird seine Initiative mit Begeisterung aufgenommen und von Baumliebhabern aus ganz Deutschland kommen mittlerweile Vorschläge von schützenswerten Uraltbäumen. Voraussetzung dafür ist ein Stammumfang von vier Metern, ein Mindestalter von 400 Jahren und der Besitzer sollte bekannt sein. „Es gibt immer wieder Wanderer oder Radfahrer, die Bilder von alten Bäumen schicken“, erzählt Roloff, aber wenn er nicht weiß, wem sie gehören, kann er nicht aktiv werden. Und außerdem sollte der Baum frei zugänglich sein. Er darf zwar auf privatem Gelände stehen, aber Besucher sollten nicht klingeln müssen, um sich das Nationalerbe ansehen zu können.

Dendros = der Baum

Angesiedelt ist die Nationalerbe-Baum-Initiative unter dem Dach der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, also der Baumkundler, in dessen Vorstand auch Andreas Roloff ist. Interessanterweise war der erste Dendrologe überhaupt von Hause aus Philosoph. Theofrastos von Eresos hatte im antiken Athen den Auftrag bekommen, sich mit Bäumen zu beschäftigen. Allerdings war der Grund ein praktischer: den Athenern war das Holz für den Schiffbau ausgegangen. Sie hatten zu viele Bäume abgeholzt und Alexander der Große hatte seine Holzlieferungen gestoppt. Die Motivation für die Erforschung der Bäume entsprang also zuerst mehr einem Mangel als der Begeisterung für Bäume. „Da sind wir heute leider nicht viel weiter“, meint Andreas Roloff.

Oft muss es erst schlimm werden, damit sich die Gesellschaft besinnt.

Andreas Roloff, Biologe

Der Ginkgo von Jahnishausen

Im Fall des Gingko-Naturerbe-Baums im Schlosspark Jahnishausen dauerte die Besinnung nicht lange. Die Aufnahme in das Programm klappte problemlos, erzählt Roloff. Obwohl nicht nur die Genossenschaft, die das Schloss heute bewirtschaftet, zustimmen musste, sondern auch das Grünflächenamt von Riesa sowie Natur- und Denkmalschützer, war man sich schnell einig. Und auch in diesem Fall stellte der Baumbiologe fest, dass die Freude der Fachleute auf die Bevölkerung überschwappt. Jede „Ausrufung“ eines Nationalerbe-Baums wird feierlich unter dem jeweiligen Baum begangen – mit Reden und Musik, mit Kuchen und Sekt. Als der Gingko von Jahnishausen im Oktober letzten Jahres ausgerufen wurde, kamen rund 250 Menschen zusammen.

Weiter geht’s!

Auch die Nationalerbe-Baum-Initiative musste Corona-Pause machen, aber jetzt nimmt das Programm wieder Fahrt auf. Gerade erst wurde die Stiel-Eiche in Bayern als Nationalerbe-Baum ausgerufen, der nächste Baum ist im September an der Reihe. Einhundertdreißig Bäume wurden bisher schon vorgeschlagen. Welcher Baum als nächstes aufgenommen wird, entscheidet ein fünfköpfiges Kuratorium rund um Professor Roloff. Und immer noch ist es möglich, Uralt-Bäume zu melden. Wer selbst einen Baum vorschlagen möchte, findet alle Informationen hier.

Einen Eindruck von Uralt-Bäumen in Deutschland vermittelt auch das Buch „Die starken Bäume Deutschlands“, herausgegeben von Andreas Roloff.

Wie Bäume altern, welche besondere Pflege sie brauchen, warum viele alte Bäume „berufstätig“ sind und weshalb Bäume hierzulande kaum uralt werden können, das erklärt Andreas Roloff in der neuen Folge vom Gartenradio. Hier könnt ihr sie euch anhören.

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