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Im Stallbuch eintragen
Ein Tier ist krank, der Arzt sagt zum Landwirt „wir müssen was tun“ und zack, gibt’s Antibiotika. Ganz so einfach und vor allem schnell geht das im Normalfall nicht (mehr). Denn wann immer ein solches Medikament in der Nutztierhaltung eingesetzt wird, muss das im sogenannten Stallbuch dokumentiert werden. Dazu werden die Landwirte, die Fleisch, Milch, Eier erzeugen, von den Behörden kontrolliert. Um Tiere leistungsfähiger zu machen oder Krankheiten vorzubeugen, dürfen Antibiotika seit 2006 nicht mehr eingesetzt werden.
Tiere bekommen mehr Antibiotika als Menschen
Und dennoch: In der Tiermedizin werden deutlich mehr Antibiotika verabreicht als zur Behandlung von Menschen.
Das hat Folgen für die Umwelt: Denn ein Teil der Wirkstoffe wird von den Tieren einfach wieder ausgeschieden. So gelangen dann medizinische Substanzen in Böden, Flüsse, Seen und ins Grundwasser. Zum einen trägt das dazu bei, dass die Wirksamkeit der Medikamente insgesamt abnimmt und zum anderen, dass der Boden an Fruchtbarkeit verliert. Je mehr landwirtschaftliche Betriebe mit Nutztieren in einer Region ansässig sind, umso gravierender die Folgen für den Landstrich.
Muss man also den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft noch weiter zurückschrauben und im Zweifel einzelne Tiere sterben lassen? Das hat detektor.fm-Moderator Gösta Neumann Prof. Klaus Kümmerer gefragt. Er ist Direktor des Instituts für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie an der Leuphana Universität Lüneburg.